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Ratgeber

Schlafprobleme

Lesezeit: ca. 4 Minuten
Überblick
Schlafprobleme bei Kleinkindern - Wege zu erholsamen Nächten für die ganze Familie

Schlafprobleme bei Kleinkindern sind ein weit verbreitetes Phänomen, das viele Familien in den ersten Lebensjahren beschäftigt. Wenn das Kind schlecht ein- oder durchschläft, hat das oft Auswirkungen auf die gesamte Familie. Zum einen kann der Schlafmangel die Entwicklung des Kindes beeinträchtigen, da Schlaf für das körperliche Wachstum und die kognitive Entwicklung essenziell ist. Zum anderen beeinflusst er auch die Stimmung und das Verhalten des Kindes, das tagsüber möglicherweise gereizt, unkonzentriert oder übermüdet wirkt. 

Schlafbedürfnis und Schlafzyklen bei Kleinkindern verstehen

Jedes Kind hat individuelle Schlafbedürfnisse, doch für Kleinkinder zwischen einem und drei Jahren gelten bestimmte Durchschnittswerte, die eine Orientierung bieten können:

  • Gesamtschlafbedarf: Ein Kleinkind benötigt im Durchschnitt 11–14 Stunden Schlaf pro Tag, inklusive eines oder zweier Nickerchen tagsüber.
  • Schlafphasen: Kinder durchlaufen verschiedene Schlafzyklen, die aus Leichtschlaf-, Tiefschlaf- und REM-Phasen bestehen. Häufiges Erwachen nach einem Zyklus ist normal, vor allem wenn sie sich an eine externe Einschlafhilfe wie Schaukeln oder Füttern gewöhnt haben.

Ein Verständnis dieser Grundlagen hilft Eltern, realistische Erwartungen zu entwickeln und die Schlafprobleme ihres Kindes besser einzuordnen.

Häufige Ursachen für Schlafprobleme bei Kleinkindern

Schlafprobleme können durch eine Vielzahl von Faktoren bedingt sein:

  • Entwicklungssprünge und kognitive Reifung: Kleinkinder machen viele rasante Entwicklungen durch – vom Laufenlernen über die Sprachentwicklung bis hin zu wachsendem Selbstbewusstsein. Diese neuen Fähigkeiten und Eindrücke können ihre nächtliche Ruhe stören, da das Gehirn viel zu verarbeiten hat.
  • Trennungsangst und Bindung: Zwischen dem 18. und 24. Lebensmonat durchlaufen viele Kinder eine Phase verstärkter Trennungsangst, die das Schlafen erschweren kann. Sie fürchten, allein zu sein, was sich in häufigem Aufwachen und dem Bedürfnis nach Nähe äußern kann.
  • Unregelmäßige Schlafroutine: Ein flexibler Tagesablauf, wie er oft durch Besuche oder wechselnde Aktivitäten entsteht, kann den biologischen Schlafrhythmus der Kinder beeinträchtigen. Ein fester Rhythmus hilft, die innere Uhr des Kindes zu stabilisieren.
  • Physische Beschwerden: Zahnen, Erkältungen, Bauchschmerzen oder Unwohlsein durch eine zu warme Raumtemperatur können den Schlaf ebenfalls stören. Gerade das Zahnen führt oft zu Unruhe und nächtlichem Aufwachen.
  • Zu viel Stimulation am Abend: Intensive Aktivitäten, Bildschirmnutzung oder aufregende Spiele kurz vor dem Schlafengehen können die Kinder überstimulieren, was das Einschlafen erschwert und häufigeres Aufwachen begünstigt.

Die Auswirkungen von Schlafmangel bei Kleinkindern

Ein anhaltender Schlafmangel kann für Kleinkinder negative Auswirkungen haben. Studien zeigen, dass schlechter oder zu kurzer Schlaf sich auf folgende Bereiche auswirken kann:

  • Konzentration und Lernfähigkeit: Kleinkinder, die nicht genug schlafen, zeigen oft Konzentrationsprobleme und haben Schwierigkeiten, neue Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten.
  • Emotionale Regulation: Kinder, die unausgeschlafen sind, neigen vermehrt zu Reizbarkeit, Wutausbrüchen und emotionaler Labilität.
  • Immunsystem und körperliche Gesundheit: Schlaf ist wichtig für die Regeneration des Körpers und die Stärkung des Immunsystems. Chronischer Schlafmangel kann daher die Anfälligkeit für Infekte erhöhen.
  • Wachstum und Entwicklung: Schlaf fördert das Wachstum und die Entwicklung des Gehirns und der Organe. Zu wenig Schlaf kann daher auch langfristige Entwicklungsverzögerungen begünstigen.

Praktische Tipps für eine bessere Schlafqualität

Es gibt verschiedene Methoden, um den Schlaf bei Kleinkindern zu verbessern. Die folgenden Ansätze können dazu beitragen, dass Kinder besser ein- und durchschlafen:

Schlafrituale entwickeln: Ein entspannendes Einschlafritual hilft Kindern, den Übergang vom Tag zur Nacht zu bewältigen. Vorlesen, leise Musik oder ein beruhigendes Bad sind einfache Möglichkeiten, um das Kind auf die Nacht vorzubereiten.

Angenehme Schlafumgebung schaffen: Ein ruhiger, dunkler und kühler Raum fördert den Schlaf. Beruhigende, gleichmäßige Geräusche wie ein leises „White Noise“-Gerät können helfen, das Kind zu beruhigen.

Einschlafhilfen langsam abbauen: Wenn das Kind nur einschläft, während es in den Schlaf geschaukelt oder getragen wird, kann das zu häufigem Erwachen führen. Diese Gewohnheiten lassen sich langsam abbauen, indem die Eltern das Kind wach ins Bett legen und ihm Zeit geben, selbst einzuschlafen.

Sicherheit und Nähe bieten: Besonders bei Kindern, die an Trennungsangst leiden, kann ein Nachtlicht oder ein vertrauter Kuschelteddy helfen. Manche Eltern entscheiden sich auch für ein Familienbett, um dem Kind die Nähe zu bieten, die es benötigt.

Bildschirmzeiten reduzieren: Studien zeigen, dass Bildschirmnutzung kurz vor dem Schlafengehen die Schlafqualität bei Kindern beeinträchtigen kann. Mindestens eine Stunde vor dem Zubettgehen sollten Fernseher und andere Bildschirme daher ausgeschaltet sein.

Einschlafmethoden: „Fading“ und „Ferbern“

Es gibt verschiedene Methoden, um das Kind an das selbstständige Einschlafen zu gewöhnen. Zwei Ansätze sind:

Fading-Methode: Hierbei reduzieren die Eltern schrittweise ihre Anwesenheit im Zimmer, bis das Kind ohne Hilfe einschläft. Anstatt das Kind sofort allein zu lassen, sitzen die Eltern zunächst neben dem Bett und entfernen sich in kleinen Schritten.

Ferber-Methode (auch „kontrolliertes Schreien“ genannt): Bei dieser Methode lassen Eltern das Kind in kurzen, festgelegten Abständen allein, um es ans selbstständige Einschlafen zu gewöhnen. Sie gehen immer wieder zum Kind zurück, um es zu beruhigen, jedoch ohne es hochzunehmen. Die Methode ist umstritten, kann aber bei manchen Kindern gut funktionieren.

Wann professionelle Hilfe ratsam ist


Schlafprobleme bei Kleinkindern sind oft vorübergehend und lösen sich mit der Zeit von selbst. In manchen Fällen kann jedoch professionelle Unterstützung sinnvoll sein. Wenn das Kind über Monate hinweg schlecht schläft und dadurch das Familienleben stark beeinträchtigt wird, kann es hilfreich sein, einen Kinderarzt oder Schlafberater hinzuzuziehen.

Manchmal liegen körperliche Ursachen wie Atemprobleme (z. B. Schlafapnoe), Allergien oder gastroösophagealer Reflux (Sodbrennen) den Schlafstörungen zugrunde. In solchen Fällen kann ein Arzt spezielle Untersuchungen oder Schlafstudien anordnen und gegebenenfalls an einen spezialisierten Schlaftherapeuten überweisen.

Tipps für Eltern - Selbstfürsorge und Geduld

Schlafprobleme bei Kleinkindern können für Eltern eine enorme Belastung darstellen. Der Schlafmangel und die ständige Unterbrechung der Nachtruhe zehren oft an der Energie und Kraft, die tagsüber dringend gebraucht werden. Um diese herausfordernde Phase gut bewältigen zu können, ist es wichtig, dass auch Eltern auf sich selbst achten und Möglichkeiten finden, ausreichend Ruhephasen und Entlastung einzubauen. Ein erster, bewährter Ansatz ist die Organisation eines Schichtschlafs mit dem Partner. Wenn Eltern abwechselnd für das nächtliche Aufwachen des Kindes zuständig sind oder auch nur eine feste Nacht in der Woche ungestört schlafen können, entlastet das beide Seiten. Ebenso kann Unterstützung durch Familienmitglieder oder Freunde hilfreich sein. Großeltern, Tanten und Onkel können nicht nur tagsüber Entlastung bringen, sondern vielleicht auch mal eine Nachtschicht übernehmen, wenn das für die Familie möglich ist.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, kleine Pausen im Alltag einzubauen. Auch kurze Ruhephasen, Entspannungsübungen oder einfach mal fünf Minuten tief durchzuatmen, helfen dabei, neue Energie zu tanken und sich wieder zu sammeln. Wenn die Möglichkeit besteht, das Kind tagsüber mal für eine halbe Stunde in gute Hände zu geben, können Eltern sich bewusst Zeit für einen kurzen Powernap nehmen oder einfach eine entspannende Tätigkeit ausüben, die ihnen Freude bereitet. Ein Buch lesen, ein heißer Tee oder eine kleine Meditation können Wunder wirken, um den Körper zu entspannen und die Nerven zu beruhigen.

Zudem ist es wichtig, geduldig zu bleiben. Schlafprobleme gehören in dieser Lebensphase zum Alltag vieler Familien, und auch wenn es belastend ist, gilt oft: die meisten Kinder wachsen irgendwann aus dieser Phase heraus. Mit Geduld und einer positiven Einstellung lässt sich diese Zeit leichter überstehen. Zu wissen, dass Schlafprobleme bei Kleinkindern normal sind und meist vorübergehen, kann Eltern beruhigen und helfen, sich selbst nicht unter Druck zu setzen. Eine solche Einstellung hilft auch, die Bindung zum Kind zu stärken, weil sich Eltern daran erinnern, dass auch das Kind sich in einer herausfordernden Entwicklungsphase befindet und noch dabei ist, sich in seiner Welt zurechtzufinden.

Sonnleitner
Susanne Sonnleitner
Familylab-Seminarleiterin,
Naturpädagogin,
Familienpflegerin