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8 | Kontinent der Sprache

8.4 Spracherwerb und Sprachphasen

Bis Sie diesen Satz sagen werden, vergeht überraschend wenig Zeit, hält man sich die Vielfalt unserer Sprache vor Augen. Kinder besitzen die angeborene Bereitschaft Sprache zu erlernen und verfügen bereits ab der Geburt über ein feines Gespür für die Töne und Laute Ihrer Umwelt. Vom einfachen hin zum Komplexen, vom ersten Wort bis zum vollständigen Satz. Hier werden wir gemeinsam eine Reise einschlagen, die uns durch die Entwicklung und Entstehung der Sprache führt. Das anfängliche süße brabbeln in einfachen Lauten, entwickelt sich, mehr und mehr zu einem klangvollen wiedergeben und verstehen, bis hin zu Worten und ganzen Sätzen.

8.3 Sprachförderung

Schon bei Neugeborenen sind die sprachrelevanten Hirnareale ausgebildet. Ab der Geburt verfügt das Kind bereits über die wesentlichen Strukturen im Gehirn, die es zum Spracherwerb benötigt. Es bedarf Zeit und einen Reifungsprozesses um sich der sprachlichen Welt vollständig zu öffnen. Die Gedächtnisleistung wird zunehmen und die Aufmerksamkeitsspanne sich erweitern.

8.2 Sprachliche Interaktion

Sprache ist mehr als nur gesprochenes Wort. Sie findet sich überall und wir sprechen ständig miteinander, sogar dann, wenn wir kein Wort hören, wird kommuniziert. Sehen Sie jemanden mit offenen Armen und einem über das ganze Gesicht gezogenen Lächeln auf Sie zukommen, ist Ihnen klar, was Ihr Gegenüber ausdrücken möchte, ganz ohne Worte. Wir verstehen Sprache auf vielen Ebenen. Jeder Mensch nutzt dieselben Regeln beim Erlernen der Vielfältigkeit unseres Sprachschatzes. Dabei ist der Wortschatz, den wir uns aneignen, die Voraussetzung dafür, zwischen unserem Bewusstsein und unserer Lebensumwelt eine Verbindung herzustellen. Haben wir etwas Schönes erlebt, teilen wir es in Gesprächen miteinander; haben wir etwas wahrgenommen, versuchen wir unser Gegenüber auch darauf aufmerksam zu machen. Die Sprache ist unser Gut und Werkzeug, um miteinander in Kontakt zu treten. Gesprochen wird überall auf der Welt: Sprachforscher schätzen, dass es heute in etwa 6.000 Sprachen weltweit gibt, und dabei sind die Dialekte nicht einmal berücksichtigt.

8.1 Sprachvorbild

Stellen wir uns einmal vor, wir selbst seien gerade zwölf Monate alt. Wir befinden uns in einem Alter, in dem es uns immer besser gelingt, an dem sprachlichen Austausch unserer Umwelt teilzunehmen. Wir fühlen uns wahrgenommen, wenn man sich mit Worten auf uns bezieht. Wir bemerken, dass alles, was Mama und Papa tun, sprachlich ausgedrückt wird. Wir wissen mittlerweile, dass wenn ein bestimmtes Wort fällt, Mama und Papa uns damit meinen, und wenn wir das Wort „Mama“ sagen, sich Mama dann uns zuwendet. Das alles muss also eine Bedeutung haben. Wir lernen, dass hinter jedem Wort ein Bild, ein Gefühl oder eine Vorstellung liegt. Mit zunehmendem Alter bemerken wir, dass Worte als „Transportesel“ dienen, um mitzuteilen, was einem im Köpfchen so vor sich geht. Wir lernen, dass die Sprache unser Denken und Fühlen widerspiegelt. Obwohl wir noch ganz am Anfang sind, lernen wir die Sprache kennen, und zwar nur dadurch, dass es da draußen Menschen gibt, die bereit sind, mit uns zu reden – unsere großen Sprachvorbilder.