7.4 Fremdeln
„Ich verstehe es nicht, bis vor ein paar Wochen war er noch ganz anders, jetzt ist mein Kind sehr empfindlich bei Fremden.“
„Ich verstehe es nicht, bis vor ein paar Wochen war er noch ganz anders, jetzt ist mein Kind sehr empfindlich bei Fremden.“
Ab einem gewissen Alter fühlen sich Kinder mit dem Gefühl konfrontiert, dass eine Trennung von den Eltern ein ganz schönes emotionales Chaos auslösen kann. Was viele Kinder noch nicht verstehen, ist, dass eine Trennung von den Eltern zeitlich begrenzt ist und die Eltern, auch wenn sie nicht mehr zu sehen sind, wiederkommen. Die Gewissheit und Sicherheit, die Kinder brauchen, um zu erkennen, dass nach jeder Trennung ein Wiedersehen folgt, ist für sie eine Schlüsselerfahrung.
Keine zehn Minuten auf dem Spielplatz, schon beginnt das ganze Theater. Der dreijährige Simon verliert die Fassung und wirft sein Spielzug seinem zuvor tolerierten Spielfreund hinterher. Nicht nur dass dessen Mutter natürlich auch nicht von Simons Verhalten begeistert ist, fühle ich mich dazu gezwungen Simon zu belehren. Doch in solchen Momenten will er nicht hören, kein Wort. Es macht dann auch keinen Sinn ihn zu ermahnen oder nach Hause zu schleppen. Es scheint, als würde er nicht verstehen, was ich überhaupt von ihm verlange.
Sobald die vierjährige Mia bei der Einkaufstour im Supermarkt bemerkt, dass der Einkauf nicht so verlaufen wird, wie sie sich das vorgestellt hat, beginnt sie zu quengeln. Mama und Papa scheinen nicht das in den Einkaufswagen zu legen, was sie sich wünscht. Wenn dann die Gefühle in Mia hoch kochen, entladen sich diese dort, wo sie sich gerade aufhält. Sie wirft sich auf den Boden und schreit und lässt dabei keine Anzeichen erkennen, dass sie mit dem eingetretenen Verhalten schnell wieder aufhören wird. Natürlich verlaufen solche Wutanfälle nicht ab, ohne dass sie die Aufmerksamkeit aller auf sich zieht. Dann versuchen ihre Eltern sie mit sanfter Stimme und erklärenden Worten zu beruhigen – ohne Chance.