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5 | Kontinent der Kinder

5.3 Moral- und Werteentwicklung

Lesezeit: ca. 12 Minuten
Überblick
Werte kann man nicht lehren, sondern nur vorleben.
Viktor Frankl

Die Qualität des Lebens nimmt zu, wenn wir uns auf Werte einigen, die unser Zusammenleben strukturieren und regeln. Stellen Sie sich einmal vor, wir würden keine Übereinkünfte finden, in Hinblick darauf, was in Gesellschaft, Freundschaft oder Familie Leben begrüßenswert oder unangebracht ist. Wir haben moralische Grundwerte auf die wir uns als Familie einzustimmen versuchen und als Gesellschaft leben. Ob in der Familie oder Freundschaft  – Werte und die dahinter liegenden Ideale, sind die Größen einer jeden Person auch die, die es zu schätzen gilt. Sie dienen als Richtlinie, nutzen unserem Verständnis für den Wert des Zusammenlebens, geben Anleitung für den Umgang miteinander und helfen infolgedessen bei der Planung des eigenen Verhaltens. Begriffe wie Aufgeschlossenheit, Anstand, Verlässlichkeit oder Hilfsbereitschaft bezeichnen große Gesten, innere Einstellungen und bilden somit die Reifung der Persönlichkeit mit ab. Denn hinter jedem dieser Begriffe steckt eine Einstellung, ein Verständnis, eine Erfahrungs- und Gedankenwelt, die uns selbst Porträtieren – wir sind Teil unserer Werte die wir verinnerlichen. Unsere Handlungen sind danach ausgerichtet, genau deshalb haben Sie so eine große Bedeutung.

Werte als Teil der Persönlichkeit

Werte, die die Kinder als bedeutsame Ideale und Handlungslinien von Anfang an begleiten, werden zu Bestandteilen der eigenen Persönlichkeit und im weiteren Leben bis zu einem gewissen Grad so integriert, dass eigene Wünsche, Bedürfnisse, Interessen und Urteile hieraus entstehen. Denn hinter jeder dieser Fragen stecken auch Normen, soziale Regeln innerhalb einer Wertegemeinschaft

  • Wie gehe ich mit Konflikten um? (Respektvoll oder Rüde)

  • Warum soll ich Fair sein?

  • Wieso soll ich mein Gegenüber ausreden lassen? (Höflichkeit und Anstand)

  • Warum lügt man nicht?

  • Wie gehen wir mit unserer Natur um? (Nachhaltigkeit)

  • Welchen Wert haben Tiere, Pflanzen und die Natur im Allgemeinen?

  • Welchen Wert hat Technik, Fortschritt und Konsum?

Ganz unbewusst werden die Antworten auf diese Fragen ein Bild davon zeichnen, was Ihr Kind als Handlungsrepertoire versteht um mit seiner Lebensumwelt zu interagieren. Wir alle haben auf solche Fragen Antworten gefunden, und daraus unsere Wertvorstellungen aufgebaut.

PraxisBeispiel
Prof-Dr-Dr-hartmut-kasten
Expertentipp
Prof. Dr. Dr. Hartmut Kasten

Entwicklungspsychologe, Frühpädagoge und Familienforscher

Ab wann haben Kinder ein Verständnis von „gut“ und „böse“, von „Besitz“ und „Eigentum“, von „richtig“ und „falsch“?
Im ersten Lebensjahr ist für Kinder Kontinuität entscheidend. Alles was Mama und Papa dem Kind bringen oder mit ihm tun, ist für das Verständnis des Kindes „richtig“. Im zweiten Lebenshalbjahr entdecken Kinder allmählich ihr eigenes „Ich“. Dies zeigt sich mitunter daran, dass sie ihr Spiegelbild nicht mehr als einen Spielpartner ansehen, sondern erkennen: „Das bin ja ich“. Sie fassen sich dann in die Haare oder benutzen bereits den eigenen Namen. Dies ist eine ganz zentrale Entwicklung für ein moralisches Verständnis. Kinder machen dann ihre ersten Erfahrungen, brauchen jedoch noch einige Zeit, bis sie sich aus dieser Phase herausbewegen.

Gibt es Voraussetzungen für eine solche Entwicklung?
Erst mit Vollendung des vierten Lebensjahres bis hin zum fünften und sechsten Lebensjahr tritt nochmal ein Reifungsschub ein. In dieser Zeit ist auch der Temporallappen im Gehirn großer Veränderung unterworfen. Dann entwickelt sich auch das, was wir gerne Reflexionsvermögen nennen. Die Position seines Gegenübers einzunehmen, sprich sich in die Lage anderer zu versetzen. Auf diesem Verständnis aufbauend sammeln Kinder ihre ersten Erfahrungen über moralisches Verständnis. Sie können dann nach und nach Strategien entwickeln, um anderen zu helfen, sich zu verteidigen oder zu verhandeln.

Wie begleiten Eltern eine solche Entwicklung?
Zum Ende des dritten Lebensjahres, dann wenn Kinder bereits erste kontinuierliche Erfahrungen auch im Zusammenspiel mit anderen Kindern erfahren haben, wachsen die Möglichkeiten sich mit seinem Kind über verschiedene Bereiche, wie das Teilen des Spielzeuges, zu unterhalten. Die meisten Kinder machen das dann auch, dem Erwachsenen zuliebe. Ab dem vierten und fünften Lebensjahr können sie sich verstärkt in die Gefühlswelt ihres Gegenübers hineinversetzen, was als wichtige Voraussetzung dafür gilt ein moralisches Verständnis zu entwickeln. Dies zeigt sich auch dadurch, dass Kinder dann verstehen, dass das, was sie wissen, kein anderer weiß – dann flunkern sie sogar manchmal.

Können Eltern dann ab diesem Alter von ihrem Kind ein moralisches Verständnis erwarten?
Die Vorbildfunktion der Eltern ist dabei nicht zu unterschätzen. In vielerlei Hinsicht orientieren sich Kinder auch an dem, was ihre Eltern tun und wie diese sich in bestimmten Situationen verhalten. Wenn die Eltern einfühlsam sind, ihr Kind trösten und ihm feinfühlig zur Seite stehen, hat es auch das Kind leichter ein solches Verhalten im Miteinander zu zeigen. Was Kinder bereits im Kindergartenalter verstehen können im Zusammensein mit anderen Kindern, lehren die meisten Erwachsenen noch heute:

„Was du nicht willst, dass man dir tu‘, das füg auch keinem andern zu.“

Kinder sind in Ihrem Verhalten oft ähnlich, da Sie sich derselben Entwicklungsphase nähern, wie sich jedoch diese Entwicklung auslebt – ist verschiedenster Natur. Sie befinden sich in vielerlei Hinsicht auf Entwicklungstreppen, die Sie langsam versuchen zu erklimmen. Stufe für Stufe verstehen Sie die Vielfalt des sozialen miteinander ein Stück mehr, auch wenn man manchmal das Gefühl hat, dass Sie zwei Stufen zurückspringen – erwacht doch der kindliche Geist von Tag zu Tag. Von einem Säugling zu erwarten, dass er sich einfühlend beim Spiel zeigt und die Sachen die er in die Hand bekommt, nicht neben sich am Stuhl wieder herunterfallen lässt – ist klar. Wir erwarten das nicht. Dann sei die Frage gerechtfertigt, ab wann versteht mein Kind seine Auswirkungen in seinem Verhalten in Bezug auf andere? Wann besitzt mein Kind ein Verständnis für richtig und falsch? Gut und böse? Mein’s und dein’s?

Mit zunehmender Sprachentwicklung entwickelt sich auch der Spielraum des Austausches.
Nicht zu vergessen brauchen wir ein Verständnis für unseren Gegenüber, was er fühlt, eine Idee für den Wert von Dingen und wem sie gehören. Dies alles braucht Zeit und die „Probleme“ die in dieser Zeit auftreten entstehen oft auf der Unkenntnis heraus. So wird oft ein Verständnis vorausgesetzt, dass Kinder noch nicht haben. Man sieht an jungen Kinder oft verschiedene Verhaltensweisen die nicht zu den Werten passen, die wir für Sie vorgesehen haben. Es ist nicht allzu ungewöhnlich sein Kind beim Lügen zu erwischen, wie es etwas „stiehlt“ oder auch mal mit unkonventionellen Mittel sich im Spiel „streitet“.

Auf dem Weg zur Moral und Wertvorstellung

Wann haben Kinder ein Verständnis für die sozialen Regeln und die Werte dahinter? Wir haben diese Frage auf die praktische Probe gestellt und die zu Wort kommen lassen, die sich bereits mit diesem Thema theoretisch wie auch praktisch auseinandergesetzt haben (auf der linken Seite finden Sie eine Stufenentwicklung nach Piaget, die sich an die Erkenntnisse aus der Praxis anlehnen – die Altersstufen die Sie darin finden sind lediglich Richtwerte und wie sie sehen unterscheiden Sie sich, je nach Entwicklungsstand). Pädagogen/innen sehen das Kindergartenalter als eine Altersspanne an, die deshalb von Besonderheit ist, da Kinder durch ihre Spielformen (Freies Spiel, Rollenspiele) sich über gewisse Regeln, Normen und Werte absprechen und unterhalten. In dieser Altersspanne lernen Sie vieles über den Umgang mit ihren Mitmenschen, ihrer Lebensumwelt und den ersten eigenen Wünschen im Konflikt mit den Wünschen der anderen Kinder. Der Geist erwacht immer mehr. Zwischen dem 3 und 4 Lebensjahr ist zwischen „mein“ und „dein“ hin und wieder immer noch eine „Konflikt“ zu finden, doch die ersten Ansätze werden verstanden. Erst mit zunehmender sozialer Erfahrung und geistiger Reife steigt auch die Fähigkeit sich in andere hineinversetzen zu können. So wird das Vorschule- bzw. Grundschulalter als moralisch klarere Zeit eingeläutet in dem Kinder bereits ein Verständnis dafür besitzen. Umso jünger ein Kind ist, umso schwerer wird es für das Kind sein, zu verstehen warum man etwas nicht tun sollte. Die moralische Entwicklung von richtig und falsch, Gut und Böse, mein’s und dein’s, besitzt viele Dimensionen die es alle noch zu entdecken gilt. Das beißen, schlagen und kratzen ist eine Form des Ausdrucks, die oft einhergeht mit der fehlenden Ausweichmöglichkeit und dem fehlenden Verständnis seine Ansichten auszuhandeln. Auch wenn sich nicht jede Familie mit solchen Formen des Verhaltens auseinander setzen muss, ist es wertvoll zu erkennen, welche gedankliche Reise in Kind in dieser Zeit vollführt. Wir versuchen dies an einem Beispiel zu verdeutlichen: Vielleicht würde das Kind sich fragen:

  • "Wie soll ich reagieren, wenn ich mich "ungerecht" behandelt fühle?"

Kinder unter drei Jahren finden darin oft Ihre Reibungen, die durch ein fehlendes Verständnis entstehen können. Dann wird versucht zu intervenieren:

  • "Du willst doch auch nicht das man dich schlägt, oder?"

Diese Frage, oder ähnliche Fragen, sind für Kinder unter drei Jahren grundsätzlich zu „abstrakt“ und würde einen Reifeprozess voraussetzen der sich in der Vorbereitung befindet. Die meisten Kinder vollbringen diesen Schritt erst zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr. Abstrakte Fragen, wie die obige, sind für Kinder in diesem Alter noch nicht in Gänze nachvollziehbar. Geeigneter sind zu dieser Zeit klare Formulierungen. „Man darf nicht schlagen!“ Oft fällt es ihnen schwer zu begreifen was es beispielsweise mit dem „Eigentum“ auf sich hat:

Und um diese Phasen einzuleiten sprechen wir von Vorraussetzungen die diesen Entwicklungsprozess begleiten: Bindung Kognition Emotion Vorbilder

Angeborene Bereitschaften

Kinder kommen bereits mit angeborenen Bereitschaften für ein liebevolles miteinander auf die Welt. Empathie beispielsweise, die Macht uns in andere hinein zu fühlen, beschreibt solch frühe Anzeichen. Viele Kinder trösten bereits ihre Spielkameraden im Alter von zwei Jahren und zeigen somit ein ziemlich einsichtiges und förderliches Verhalten. Viele der emotionalen Bereitschaften mit seinen liebsten in Kontakt zu treten wohnt uns also bei. Einige Untersuchungen konnten das bereits bestätigen, dennoch unterscheidet sich das ausleben dieser Bereitschaft in wohlbekannter Unterschiedlichkeit. Kinder entwickeln sich durchaus verschieden auch in Bezug auf Ihr Einfühlungsvermögen. Es spielen wie bei so vielen Bereichen des Lebens, die Erfahrungen und die subjektive Erlebniswelt eine übergeordnete Rolle und so werden Lebenserfahrungen, wie auch Mitmenschen, zu Teilnehmern der Wertentwicklung des Kindes. Sie brauchen unsere Anleitung für die vielen verschiedenen Verhaltensarten und Regeln auf die wir uns einigen. Oft fällt es ihnen schwer zu begreifen was es beispielsweise mit dem „Eigentum“ auf sich hat:

Ab dem 3 – 5 Lebensjahr ergeben sich die ersten Möglichkeiten um moralisches Handeln zu begreifen. Das Verhalten und die Sprache werden ausgereifter und bieten somit auch größeren Handlungsspielraum. Stoßen Sie vorher auf ein unpassendes Verhalten müssen Sie eingreifen. Dabei können wir verstehen was vor sich geht, müssen jedoch nicht akzeptieren. Nicht alles geschieht aus reiner Bosheit, sondern aus einer Entwicklungsgeschichte heraus. Gemeinsam beobachten, belehren, vorleben und sich einigen – Kinder sind nicht von Grund auf „böse“ – oft fehlt einfach die richtige Anleitung und Erfahrung die sich in den Altersabschnitten einpendeln kann. Wir werden im Kontinent der Konflikte und Lösungen mehrere Wege aufzeigen, die eine „Kommunikation auf Augenhöhe“ bieten um klare und deutliche Botschaften zu senden. Hier konzentrieren wir uns nun auf die Werte und Moralentwicklung und wie wir diese in die Familienmitte tragen können. Kinder durchlaufen also verschiedene Erkenntnisstufen und oft tut es sich gut daran klar und deutlich zu vermitteln was richtig und falsch ist, doch nicht zu erwarten, dass es ohne diese Entwicklungsschritte verlaufen kann. Ein Entwicklungsprozess im Gehirn braucht seine Zeit und seine Erfahrung.

Sehr junge Kinder sind das, was unter Erwachsenen “Egoisten” wären.

Einem anderen Kind ein Spielzeug ausleihen, einen Keks abgeben, Musik leiser hören, wenn Mama telefonieren will – warum? Was einem selbst Spaß macht, muss richtig sein. Bevor Kinder drei bis vier Jahre alt sind, ist das Nachgeben nach persönlicher Neigung keine “böse Absicht, sondern schlicht die einzige Möglichkeit, sich zu entscheiden. Mit seiner zunehmenden sozialen Erfahrung steigt auch die Fähigkeit des Kindes, bei persönlichen Entscheidungen die Interessen anderer Kinder und Erwachsener mit einzubeziehen. Etwa mit zehn Jahren unterscheiden Kinder zwischen dem, was ein Mensch tun “sollte” oder “muss” , und dem, was der persönlichen Entscheidung jedes einzelnen, je nach Neigung, überlassen ist. Sie sehen wie wichtig die Hintergründe sind, die es zu verstehen gilt, möchte man nichts falsches in sein Kind hineininterpretieren.

Bedürfnisse

Kinder haben Bedürfnisse und bewerten durch die Erfüllung ihrer Bedürfnisse anfänglich das Verhalten ihrer Eltern. Sie haben keine Vorstellung davon, was es bedeutet seine Bedürfnisse nicht gestillt zu bekommen und erwarten eine sofortige Befriedigung. Mit zunehmenden Alter wird diese „egozentrische“ Ansicht erweitert und Kinder erkennen, dass auch andere Menschen Bedürfnisse haben und die eigenen nicht immer sofort befriedigt werden können. Spätestens am Ende der Kindergartenzeit erleben Sie mehr und mehr Reibungspunkte in der Auseinandersetzung mit Ihren Mitmenschen und bekommen ein Gefühl dafür. Genau dann wenn etwas nicht so verläuft wie Sie sich das vorstellen. Sie beginnen zu verstehen, dass man Bedürfnisse, sein Verhalten, seine Vorstellungen und Wünsche miteinander abwiegen muss, dass führt hin und wieder bekanntermaßen zu Ungereimtheiten.

Das sind normale Entwicklungsschritte, Kinder lernen gerade zu verstehen was es heißt sich auf andere einzustellen, mit ihnen zu „verhandeln“. Dies bedarf Zeit und Erfahrung und vor allem Reibung – auch hier findet sich eine Schlüsselerfahrung.Noch sind sie nicht in der Lage zu verstehen was „mein“ und „dein“ bedeuten soll. Sie lernen die Welt erstmal aus Ihrer Perspektive kennen, bevor ein Wechsel von eigener zu gemeinsamer Perspektive wachsen kann. Eine bedeutsame Erkenntnis, da sich doch immer wieder Unklarheit darin finden lässt, wenn Kinder sich aneinander aufreiben. Begleiten wir Sie bei Ihrem Lernprozess und zeigen wir Ihnen die Grundwerte die dieses Problem lösen, befinden wir uns inmitten der Werterziehung. So lernen Kinder, dass Ihre Wünsche auch einmal zurückgestellt werden müssen, manchmal sogar, dass sie nicht erfüllt werden. Dann werden Sie mit den unterschiedlichsten, nicht immer einfach zu verstehenden, Unklarheiten konfrontiert und müssen lernen sich zu arrangieren und auch einmal zu verzichten. Ein Prozess der Kinder umso jünger Sie sind schwerer fällt, desto älter sie werden, desto klarer wird das Ganze. Zur Werterziehung gehört zu zeigen, dass wir uns einigen müssen um Lösungen zu finden. Dafür gibt es Einstellungen die uns dann den Weg leiten, wie Geduld oder Gelassenheit.

Gleichaltrige Kinder

Im Umgang mit Gleichaltrigen lernen Kinder eine ungeheure Vielzahl von sozialen Regeln und Werten. Sie sehen, dass die eigenen Vorstellungen, seien Sie auch noch so „gut“ und förderlich, lieb gemeint und hilfsbereit an der Einstellung anderer Kinder auseinanderklaffen können. Im Spiel mit Gleichaltrigen finden sich jedoch wichtige Perspektiven wieder:

  1. Ich habe Interessen/Wünsche/Erwartungen/Gefühle
  2. Andere haben Interessen/Wünsche/Erwartungen/Gefühle

Hier lernen Kinder wichtige Grundlegende Regeln, die einsichtige Richtlinien bieten für große Werte wie: Respekt Toleranz Vertrauen (usw.) Werte begegnen uns (fast) überall. Kinder verstehen was es heißt höflich zu sein, hilfsbereit oder ehrlich. Sie erfahren die Konsequenzen von Lügen oder Stehlen, auch das gehört zu einem Entwicklungsprozess dazu. Auch wenn Kinder solche Taten versuchen oder erfahren, müssen sie die Folgen erleben. Folgen der Gemeinschaft, die Ihnen zeigen, vorleben und erklären warum dieses Verhalten nicht toleriert und akzeptiert wird innerhalb einer Gemeinschaft. Das heißt ob das Spiel mit Gleichaltrigen oder im Familienleben, Kinder werden mit ihren Taten konfrontiert und lernen was es heißt, wenn beispielsweise Übereinkünfte im Spiel nicht eingehalten werden. Umso älter ein Kind wird desto vielfältiger wird das Verständnis davon. Eine Frage zu beantworten wie: Warum ist beispielsweise eine andere Person traurig, wenn man ein Versprechen nicht einhält? Brauch es demnach Zeit, je nach Kind wird diese Stufe früher oder später erreicht. Ziel soll es sein, sich mit seinen eigenen Werten hin und wieder bewusst auseinanderzusetzen. Kinder dabei zur Seite zu stehen ihre Fehler zu begreifen, ihre Gefühle einzusortieren und, wenn Sie sich in etwas irren – ihnen zeigen wo der richtige Weg beginnt, gehen müssen Sie ihn doch meist alleine.

Vorbilder und Voraussetzungen

Die meisten Kinder orientieren sich zuerst an ihren Eltern, was soweit klar erscheint, da Sie die ersten Bezugspersonen sind, die dem Kind ihre eigenen Ansichten mit auf den Weg geben. Doch mit zunehmendem Alter werden Gleichaltrige, Freunde und alle Weg-Begleiter die Wertewelt Ihres Kindes mit formen. Die Einflüsse außerhalb der Familie nehmen zu, doch bleiben meist die stärksten Prägungen die, die man im Elternhaus entwickelt – in der Eltern-Kind-Beziehung. Hier entsteht ein Umgangston, eine erste Anleitung für das was eine Wertegemeinschaft auszeichnet. Nicht nur zwischen Höflichkeit und gutem Benehmen, auch im Umgang mit Konflikten lernen Sie so die Werte Ihrer Welt kennen. Die Nachahmung ist ein großer Lehrmeister für Kinder. Sie imitieren was Sie sehen, denn lange sind Sie der Meinung, dass alles das was die Eltern tun, richtig ist. Welche Werte entdecken Sie? Was ist der Familie wichtig? Sind alle in der Familie gleich viel wert? (Gleichberechtigung) Wie wichtig sind andere Menschen? (Freundschaft) Wie geht man mit Ihnen um? (Höflichkeit) Wie oft gehen wir zusammen spazieren und sehen wir dabei die Natur? (Achtsamkeit) Auch diese Fragen werden nicht bewusst beantwortet, sie werden mit den Augen erlebt und mit den Ohren bestätigt. So werden auch unterschiedliche Fragen an die Moral gestellt. Wie behandelt man Geschwister, hat einer der Kinder einen höheren Stellenwert? (Gerechtigkeit) Werte kann man nicht Erziehen Man muss Sie vorleben. Sie wachen aus dem Miteinander heraus. Erziehung geht über die Augen, nicht (nur) über die Ohren. „Man erwartet von seinem Kind Höflichkeit und Anstand, streitet aber an der Supermarktkasse mit fremden Menschen“ (Höflichkeit / Anstand) „Sie erwarten, dass man Kinder ausreden lässt, unterbrechen Sie aber ständig selbst“ (Respekt) Sie schauen Ihnen dabei zu wie Sie selbst mit ihren Freunden umgehen, wie hoch Sie die Freundschaft schätzen die Ihre Kinder eingehen. In den unterschiedlichsten Bereichen des Lebens formen Kinder so Ihre eigenen Vorstellungen, jedoch oft mit der Anlehnung an das was Sie erfahren. Auf was legt meine Lebensumwelt wert? So formen sich verschiedene Einstellungen und Ansichten heraus, die mitunter durch den Umgang gezeichnet sind. Eine Erziehung die strikte Regeln und wenig Verhandlungsspielraum lässt, entwickelt eine andere moralische Entwicklung als eine auf Kommunikation, gemeinsamer Lösungsfindung und Kompromissen bestehende. Viele Psychologen wissen heute, die Entwicklung wird durch soziale Einflüsse mit begleitet und eine Botschaft muss gehört werden, gesehen sein und zwar wieder und wieder – dann wird Sie zur bleibenden Erfahrung und Einstellung. Werteförderung Wir möchten Sie anregen, sich bewusst mit Werten und Ihrer Vielfalt auseinanderzusetzen. Ihnen dabei zeigen wie schön es sein kann, sich den Dingen die man einst erfahren hat noch einmal neuen Glanz einzuhauchen genau dann, wenn ein kleines Wesen uns bei unserer Reise durch die Welt der Werte begleitet.

fazit

Die Qualität des Lebens nimmt zu, wenn wir uns auf Werte einigen, die unser Zusammenleben strukturieren und regeln. Stellen Sie sich einmal vor, wir würden keine Übereinkünfte finden, in Hinblick darauf, was in Gesellschaft, Freundschaft oder Familie Leben begrüßenswert oder unangebracht ist. Wir haben moralische Grundwerte auf die wir uns als Familie einzustimmen versuchen und als Gesellschaft leben. Ob in der Familie oder Freundschaft  – Werte und die dahinter liegenden Ideale, sind die Größen einer jeden Person auch die, die es zu schätzen gilt. Sie dienen als Richtlinie, nutzen unserem Verständnis für den Wert des Zusammenlebens, geben Anleitung für den Umgang miteinander und helfen infolgedessen bei der Planung des eigenen Verhaltens

Quellen / Literatur

Lawrence Kohlberg: Zur kognitiven Entwicklung des Kindes. Baden Baden 1974, Suhrkamp Verlag

Lawrence Kohlberg: Die Psychologie der Moralentwicklung. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1996

Günter Becker: Kohlberg und Seine Kritiker: Die Aktualität Von Kohlbergs Moralpsychologie, Springer (VS), Wiesbaden 2011

Erik H. Erikson (1959): Identity and the Life Cycle. New York: International Universities Press.

Erik H. Erikson (1968): Identity, Youth and Crisis. New York: Norton

Gail Sheehy (1976): Passages: Predictable Crises of Adult Life. New York: E. P. Dutton.

Richard Stevens (1983): Erik Erikson: An Introduction. New York: St. Martin’s.

Werner Bohleber (1992): Identität und Selbst. Die Bedeutung der neueren Entwicklungsforschung für die psychoanalytische Theorie des Selbst. In: Psyche, Jg. 46, S. 336–365.

James E. Marcia et al. (1993): Ego identity. A handbook for psychosocial research. New York: Springer.

Juliane Noack (2005): Erik H. Eriksons Identitätstheorie. Oberhausen: Athena.

Prof-Dr-Dr-hartmut-kasten
Prof. Dr. Dr. Hartmut Kasten
Entwicklungspsychologe,
Frühpädagoge und
Familenforscher