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9 | Kontinent der Ernährung

9.4 Muttermilch und Stillen

Lesezeit: ca. 13 Minuten
Überblick
Muttermilch – das natürliche Wundermittel für Ihr Baby

Muttermilch ist ein wahres Wundermittel und in den ersten 6 Monaten die beste Nahrung für Ihr Baby, da es dadurch essenziell wichtige Nährstoffe für das Wachstum und die Abwehr erhält. Heute wissen wir, dass die Zusammensetzung und Menge der Muttermilch von Natur aus exakt auf das Baby abgestimmt sind. Ein sattes Baby wird zudem nicht weitertrinken, und für ein hungriges Baby wird immer ausreichend Milch auf ganz natürliche Art produziert (worauf wir später näher eingehen werden). Wenn die Mutter selbst genug isst und trinkt und genügend Stillzeiten in Ihren Alltag integriert, sind die Sorgen, dass das eigene Baby zu wenig Muttermilch bekommt, meist unbegründet. Jedoch kann es zu verschiedenen Startschwierigkeiten kommen, vor allem zum Stillbeginn. Wenn Mütter aus medizinischen oder persönlichen Gründen nicht an der Brust stillen, stellen die Pre-Anfangsnahrung oder die 1er-Nahrung eine Alternative dar. Weiterführende Informationen zur Flaschennahrung finden Sie am Ende unserer Reise.

Gemeinsam möchten wir die bedeutendsten Meilensteine bereisen, Ihnen Ihre Unsicherheiten nehmen und wichtige Ratschläge rund um das Thema Stillen mit an die Hand geben.

Nach der Geburt

Bevor das Baby das Licht der Welt erblickt, wird es durch die Nabelschnur versorgt. Der Organismus eines Babys muss sich also direkt nach der Geburt auf die „neue Nahrung“ einstellen. Zwar sind Neugeborene in der Lage, Muttermilch und altersgerechte Milchnahrung zu verdauen, doch braucht auch der Magen-Darm-Trakt etwas Anlaufzeit und eine kleine Eingewöhnungsphase. Es ist nicht verwunderlich, dass der Magen manchmal empfindlich reagiert. Deshalb sind Verstopfungen und Blähungen nicht ungewöhnlich zu dieser Zeit.

Die Veränderung der Muttermilch in den ersten Wochen

In den ersten Tagen nach der Geburt wird ihr Baby mit der sogenannten Vormilch (Kolostrum) versorgt. Dies ist eine klare, meist etwas gelbliche Flüssigkeit, die besonders viele Abwehrstoffe enthält und sehr gut verdaulich ist. Erst zwischen dem 2. und 4. Tag folgt die Übergangsmilch, die etwas sahniger und gelblicher wirkt. Bis zur zweiten Woche ernährt die Übergangsmilch der Mama nun das Baby. Erst danach bildet sich die reife Frauenmilch, die leicht weißbläulich wirkt. Diese Milch ist die Idealmilch bis zum Ende der Stillzeit

Signale dafür, dass das Baby Hunger bekommt, sind individuell verschieden. Mit der Zeit lernen Eltern ihr Kind jedoch näher kennen und lesen die Muster aus den Rufen Ihres Babys heraus. Die folgenden Merkmale lassen typischerweise auf den Hunger von den Kleinsten schließen:

Diesen charakteristischen Signalen kann jedoch keine Allgemeingültigkeit zugesprochen werden und Eltern sollten diese Anzeichen immer abwiegen, da jedes Baby seine Bedürfnisse auf unterschiedliche Weise äußert.

Vorteile des Stillens

Die Vorteile des Stillens gegenüber dem Füttern mit dem Fläschchen sind vielfältig. Dennoch kann es Gründe geben, aus denen Mütter nicht an der Brust stillen. Was, wenn ich nicht an der Brust stille? Falls Sie nicht an der Brust stillen, können Sie Ihr Kind dennoch mit allen wichtigen Nährstoffen versorgen (worauf wir später näher eingehen werden). Ihr Kind kann eine genauso intensive Bindung zu Ihnen aufbauen und Sie sind für Ihr Kind eine genauso wunderbare Mutter.

fakt aus der forschung

Muttermilch ist durch ihre optimale Zusammensetzung die beste Nahrung für den Säugling. Einige Gründe dafür sind:

• eine hohe Bioverfügbarkeit der Nährstoffe,
• eine minimale Stoffwechselbelastung,
• eine gute Verdaulichkeit,
• keine Nahrungsmittelunverträglichkeiten bzw. -allergien wie bei körperfremden Proteinen,
• Schutz vor Infektionen des Magen-Darm-Traktes (durch Antikörper),
• Schutz vor Überernährung (gestillte Kinder leiden weniger häufig an Übergewicht),
• bessere Entwicklung des Unterkiefers,
• Anregung der Uterusmuskulatur durch Oxytocin führt zu einer schnelleren Rückbildung der Gebärmutter,
• Arbeits- und Zeitersparnis,
• Muttermilch hat immer die richtige Temperatur
• eine bessere Hygiene.

Quelle: http://www.ernaehrung.de/tipps/kinder/stillen11.php

Die Muttermilch enthält besondere Schutz- und Abwehrstoffe, die das Baby vor Krankheiten schützen. Auch besteht für gestillte Kinder häufig eine geringere Wahrscheinlichkeit, an Durchfall oder Mittelohrentzündungen zu leiden. Das Saugen des Babys setzt verschiedene Hormone im Körper frei:

Sein Baby an seinem Körper zu spüren, lässt Nähe entstehen (ob mit der Brust oder der Flasche). Die Nähe zu Mama ist für das Kind eine innige Erfahrung. Alle Sinne werden dabei angeregt und sagen dem Baby: „Ich bin okay, alles ist gut in den Armen von Mama.“ Auch in der Gehirnentwicklung sind solche intensiven Kontakte immens wichtig. Man könnte sagen, zärtliche Zuneigung „trainiert“ das Gehirn des Babys auf Sicherheit. Sein Baby zu versorgen, ob mit dem Fläschchen oder durch Stillen, benötigt etwas Übung und die richtige Technik. Die folgenden Tipps helfen Ihnen dabei, die optimalen Rahmenbedingungen beim Füttern herzustellen:

Im Sitzen

Stillen funktioniert im Sitzen am besten mit der Unterstützung eines Polsters oder Sitzkissens. Legen Sie Ihr Baby auf Ihren Schoß, sodass sich Ihre Bäuche berühren. Halten Sie das Köpfchen in Ihrem Arm und Ihrer Hand, sodass Ihr Baby gut mit seinem Mund Ihre Brust berühren kann. Sie erkennen, ob Ihr Baby gut liegt, wenn Ohr, Schulter und Hüfte eine gerade Linie bilden – diese erleichtert zudem das Schlucken.

Im Liegen

Auch im Liegen dürfen sich die Bäuche berühren und Sie mit Ihrem Baby „Bauch an Bauch“ liegen. Ihr Kind befindet sich in der optimalen Position, wenn auch hier wieder eine klare Linie vom Ohr über die Schulter bis zur Hüfte Ihres Kindes entsteht. Nehmen Sie beim Füttern mit dem Fläschchen eine bequeme Sitzposition ein. Ihr Baby können Sie abwechselnd in den rechten oder linken Arm nehmen. Nehmen Sie nun das Fläschchen und streichen Sie den Sauger sanft über die Unterlippe Ihres Babys, bis es den Mund öffnet. Hierbei ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Temperatur der Milch stimmt – überprüfen Sie dies am besten an der Innenseite Ihres Unterarms (eine sehr empfindliche Stelle). Pro Sekunde darf ein Tropfen Milch aus dem kleinen Loch des Saugers tropfen, dies entspricht der natürlichen Menge beim Saugen an der Brust. Probieren Sie bitte selbst nicht an der Babyflasche, da sonst Bakterien wie Karies schnell übertragen werden können.

Wichtige Informationen für die Stillzeit

  • Sorgen Sie sich nicht, wenn Ihr Baby nur kleine Portionen trinken möchte. Da das Verdauungsorgan von Babys noch nicht in Gänze entwickelt ist, sind 10-12 Mahlzeiten mit kleinen Portionen täglich üblich.

  • Die Nahrung einer Mutter gelangt nach ungefähr 3-12 Stunden in die Muttermilch. Scharfe Gerichte und kohlensäurehaltige Getränke sollten während der Stillzeit vermieden werden. Seien Sie aufmerksam, wie Ihr Baby auf die Muttermilch nach bestimmten Speisen reagiert, und meiden bzw. bevorzugen Sie möglichst die entsprechenden Lebensmittel.

  • Unangenehmer Milchstau der Mutter kann durch das Vermeiden von unkontrolliertem Abpumpen verhindert werden

  • Die Muttermilch ist beim Stillen zu Beginn durstlöschend und gegen Ende sättigend. Falls Sie Ihr Baby anschließend an der anderen Brust anlegen möchten, sollte die erste Brust von Ihrem Baby leergetrunken worden sein. Dies stellt sich nach einer Stillzeit von ca. 15 Minuten ein. Wechseln Sie die Brust, mit der Sie zu stillen beginnen, zwischen den Mahlzeiten ab.

  • Tee oder zusätzliche Nahrung für Ihr Baby ist nur in Ausnahmefällen notwendig. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, falls Sie darüber nachdenken, zusätzliche Nahrung zu geben.

  • Vom Rauchen während der Stillzeit ist abzuraten. Sollten Sie es nicht schaffen, das Rauchen zu unterlassen, sollten die folgenden Aspekte dringend beachtet werden: Rauchen Sie nicht in der Wohnung und nicht in Gegenwart Ihres Babys. Verstauen Sie Zigaretten und lassen Sie sie nicht in unmittelbarer Nähe liegen, da sonst der gewohnte Griff zur Zigarette schneller entsteht. 2 Stunden vor dem Stillen sollte niemals geraucht werden. Verwenden Sie eine Marke mit geringerem Nikotingehalt.

Stillprobleme

Vor allem beim ersten Baby oder am Anfang der Stillzeit treten bei vielen Frauen Stillprobleme auf. Die folgenden Tipps gegen Stillprobleme helfen, diese zu vermeiden bzw. ihnen vorzubeugen:

Schmerzen während des Stillens
In den ersten Wochen nach der Geburt fühlen eine hohe Empfindsamkeit an den Brustwarzen. Das Anlegen Ihres Babys kann dann schneller und stärker den sogenannten „Ammenschmerz“ hervorrufen. Um Schmerzen entgegenzuwirken, ist es ratsam, dem Baby nicht nur die Brustwarze in den Mund zu geben, sondern den Großteil des Warzenhofs. Häufigeres Wechseln der Stillposition wirkt ebenfalls schmerzlindernd.

Milchstau

Zu den Symptomen von Milchstau zählen vor allem verhärtete, druckempfindliche und schmerzende Brüste sowie eine erhöhte Körpertemperatur, Schüttelfrost bis hin zu Kopf- und Gliederschmerzen. Gönnen Sie sich jetzt Ruhe und Entspannung, leeren Sie Ihren Terminkalender und ruhen Sie sich aus. Sie sollten unnötigen Stress ebenso vermeiden wie zu eng anliegende BHs oder bedeutende Änderungen des Stillrhythmus.

Falls eine „gestaute“ Bruststelle erkannt wird, sollten Sie Ihr Baby mit dem Unterkiefer zur gestauten Stelle mehrmals anlegen und die Stelle während des Stillen sanft massieren. Feuchtwarme Umschläge können vor dem Stillen helfen, das Gewebe zu lockern.
Kühle Umschläge mit Topfen oder Kohlblättern helfen nach dem Stillen, den Milchstau abzubauen

Hilfe bei Milchstau

  • Probieren Sie verschiedene Stillpositionen aus. Sie können ebenfalls nach dem Stillen die Brust für etwa 20 Minuten kühlen.

  • Eine warme Dusche oder ein Bad können das Körperbefinden auflockern und die Milch zum Fließen bringen.

  • 5 Minuten vor dem Stillen können Sie feuchte Wärmewickeln verwenden.

  • Gönnen Sie sich Ruhe.

Entleeren der Brust oder Abpumpen

Bevor Sie mit dem Abpumpen beginnen, können Sie das Brustgewebe durch Wärme oder eine sanfte Massage lockern. Umfassen Sie ihre Brust mit Daumen sowie Zeige- und Mittelfinger in Form des sogenannten C-Griffs. Achten Sie darauf, dass der Daumen oben liegt, die anderen Finger unterhalb ihres Warzenhofs. Der Abstand zur Brustwarze sollte beim Zugreifen in etwa zwei bis drei Zentimetern entsprechen.

Heben Sie nun die Brust leicht an und drücken Sie sanft in Richtung Brustkorb. Führen Sie jetzt den Daumen und die Finger mit leichtem Druck gemeinsam Richtung Brustwarze zusammen, sodass sich Ihr Warzenvorhof zusammenschiebt. Die Finger sollten dabei über die Haut rutschen. Danach bringen Sie Daumen und Finger wieder zurück in die Ausgangsposition. Diesen Vorgang wiederholen Sie, bis keine Milch mehr kommt. Am besten ist es, wenn Sie sich diese Methode zeigen lassen. Sobald es Ihnen zu sehr weh tut, lockern Sie Ihren Griff. Sie müssen nicht an der Brustwarze ziehen oder das Brustgewebe zusammenkneifen. Auch mit beiden Händen Druck auszuüben, ist meist zu schmerzhaft.

Nehmen Sie sich nach dem Stillen eine entspannende Auszeit und gönnen Sie sich die benötigte Ruhe. Versuchen Sie, so wenig wie möglich abzupumpen, da Ihre Milchproduktion andernfalls gesteigert werden könnte. Falls sich die Symptome verstärken oder Fieber hinzukommt, kann eventuell eine Brustentzündung vorliegen, die ärztlich behandelt werden muss.

Stillstreik
Falls Ihr Baby für einige Stunden oder gar für mehrere Tage die Brust ablehnt, sollten Sie Lebensmittel meiden, die den Geschmack der Muttermilch verändern. Hierzu gehören zum Beispiel Nahrungsmittel wie Knoblauch, Spargel oder Pfefferminze. Auf stark riechende oder dem Baby unbekannte Deodorants, Cremes und Parfums sollten Sie ebenfalls verzichten. Hören Sie nicht auf, Ihrem Baby die Brust anzubieten. Als Zwischenlösung können Sie Ihre Milch abpumpen und sie Ihrem Baby mit einer Pipette, einem Löffelchen oder einem Becher geben.
Tipp: Befindet sich Ihr Baby im Halbschlaf, ist es einfacher, dass es die Brust annimmt, als wenn es sich im Wachzustand befindet.

Zu wenig Milchproduktion
Vermeiden Sie stets Alkohol, Nikotin und Diäten. Seien Sie unbesorgt, Ihr Körper produziert exakt so viel Milch, wie Ihr Baby benötigt. Zufüttern durch Tee und Wasser kann allerdings zum Rückgang der Milchmenge führen. Durch häufiges Wechseln der Stillposition werden hingegen alle Brustbereiche angeregt, was eine Erhöhung der Milchproduktion auslöst.

Wunde Brustwarzen
Ist eine Brustwarze wund, sollte diese beim Stillen seitlich im Mundwinkel des Babys liegen. Stilleinlagen sollten dann mehrmals täglich gewechselt werden und – falls nur eine Warze betroffen ist – sollte zuerst die gesunde Brust beim Stillen angeboten werden. Bitte verwenden Sie keine desinfizierenden Lösungen und Seifen, auch nicht nach dem Stillen. Homöopathische Mittel oder – bei starken Schmerzen – stillverträgliche Schmerzmittel können zur Linderung genutzt werden. Wunde Brustwarzen können auch durch eine ungünstige Position des Babys hervorgerufen werden bzw. damit zusammenhängen, wie das Baby zur Brust geführt wird. Mögliche Anlagefehler sind:

  • Das Baby hat nicht mit dem ganzen Körper Kontakt. Ohr, Schulter und Hüfte sollten eine Linie bilden.

  • Das Baby hat nicht genug Brust im Mund oder der Mund ist zu Beginn nicht weit genug geöffnet.

  • Das Baby ist in der Stillposition verrutscht und liegt nicht mehr entspannt.

Wenn nichts hilft (was auch an der individuellen Sensibilität liegen darf), ist es möglich, sein Kind jeweils nur kurz anzulegen und dafür häufiger, bis sich die Brustwarze wieder erholt hat. Sie können auch häufiger Luft an die Brust lassen – ein BH ist nicht die beste Lösung, wenn die Brust gereizt ist. Falls Sie sich schwertun, sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder mit Ihrer Hebamme. In wenigen Fällen liegt eine Pilzerkrankung (Soor) vor, die von der Brust auf den Mund des Babys übertragen werden kann und umgekehrt.

Stillen & Stress:

Stress kann – in gesundem Maße – antreibend und anregend wirken, im Übermaß allerdings wirkt er kontraproduktiv und schwächt uns. Dies lässt sich ebenfalls auf die Verbindung von Stress in der Stillzeit übertragen. Das Milchbildungshormon Prolaktin, das die Milchbildung anregt, wird während des Stillens vermehrt produziert. Der Anstieg der Milchbildung sorgt wiederum für Entspannung. Deshalb ist es nicht selten der Fall, dass Mütter nach dem Stillen von einem entspannten und wohltuenden Gefühl der Entlastung sprechen. Auf der anderen Seite können Stresshormone den Milchspendereflex abschwächen, sodass über einen anhaltend längeren Zeitraum hinweg die Milchbildung zurückgeht. In solchen Momenten bemerken Frauen, dass Stress und Anspannung der Grund für eine abnehmende Milchproduktion ist. Vor allem in Ausnahmesituationen (Tod im engsten Familienkreis, finanzielle Probleme etc.) empfinden einige Frauen das Stillen als stark entspannend und beruhigend, andere wiederum fühlen sich in solchen Extremphasen durch das Stillen überfordert oder belastet. Hier gilt es, die innere Balance wieder herzustellen und einen konstanten sowie individuell angepassten Stillrhythmus zu finden. Die liebevolle und kraftschenkende Verbindung zu Ihrem Baby wird Ihnen eine notwendige Basis bereitstellen.

Ernährung in der Stillzeit

Strenge Vorschriften oder gar Diäten sind während der Stillzeit weder förderlich noch notwendig. Sie können fast wie gewohnt essen, denn das eigene Wohlbefinden einer jeden Mutter bildet die beste Grundlage für diese Zeit. Dennoch gibt es allgemeine Vorschläge und Tipps, wie Sie die Ernährung für Ihre Stillzeit noch optimieren können:

  • 5 bis 6 kleine Mahlzeiten sind besser als 3 große täglich.

  • Eiweißhaltige Nahrung (Fisch, Fleisch, Eier, Nüsse, Getreide) gehören zu einem gesunden Speiseplan, während (und auch nach) der Stillzeit. Auch in Milch und Milchprodukten befindet sich viel Eiweiß.

  • Lebensmittel wie Nüsse, Soja, Tofu, Brokkoli, Fenchel, Oliven, Feigen und Datteln enthalten viel Kalzium, das der Körper in dieser Zeit besonders benötigt.

  • Hochwertige notwendige Fette können kalt gepressten Ölen entnommen werden.

  • Obst und Gemüse sind immer vorteilhaft und auch während der Stillzeit unabdingbar.

  • Vegetarisch lebende Mütter müssen sich nicht zum Fleischessen zwingen, allerdings sollten unbedingt Eier und Milchprodukte für die Zufuhr von Eiweiß zu sich genommen werden. Falls Sie eine vegetarische oder vegane Ernährung vorziehen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt, damit Sie keinen Mangel an wichtigen Vitaminen erleiden, der auch das Kind beeinflussen könnte.

  • Vorsicht bei Diäten nach der Schwangerschaft, ein starker Gewichtsabfall ist weder für die Mutter, noch für das Kind gesund. Ein Gewichtsrückgang von ca. 2 kg pro Monat ist hier völlig ausreichend (Sie kennen Ihren Körper am besten).

Trinken in der Stillzeit

Während der Stillmahlzeit kann gerne ein Glas Wasser oder Saft getrunken werden, das wirkt wohltuend. Große Trinkmengen zu erzwingen, ist jedoch nicht notwendig, da die Milchproduktion hierdurch nicht beeinflusst oder gesteigert wird. Ein heller Urin und ein fester Stuhlgang sind Hinweise dafür, dass die Mutter ausreichend trinkt. Milchbildungstees können während der Stillzeit bekömmlich für Mütter sein, sind aber kein Muss. Bockshornklee, Hopfen, Holunderblüten, Fenchel, Anis und Kümmel sind förderlich für die Milchbildung – Salbei und Pfefferminze hingegen hemmen sie.

Pre-Nahrung/künstliche Muttermilch/Babymilch/Anfangsmilch

„Pre-Nahrung“ oder auch Anfangsmilch genannt (z. B. von Humana oder Aptamil). Die Anfangsmilch bildet die natürliche Muttermilch annähernd ab. Bei der Herstellung von Pre-Nahrung darf keine Mandel- oder Sojamilch verwendet werden. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber, welche Anfangsmilch empfehlenswert ist. Muttermilchersatz darf nie selbst hergestellt werden. Ihr Baby kann bei der Verwendung von Pre-Nahrung ebenso viel und oft trinken, wie es Hunger hat. Wenn Sie Stillen und Zufüttern (siehe vorheriger Punkt „Pre-Nahrung) ist es empfehlenswert, mit der Brust anzufangen und mit dem Fläschchen aufzuhören. Hebammen, Stillberater/innen und Ärzte/Ärztinnen können zurate gezogen werden, falls weiterhin Ratschläge benötigt werden oder Beschwerden auftreten. Zögern Sie nicht, sich Hilfe zu suchen, falls Sie diese beim Stillen wünschen.

Fläschchen

Bei der Ernährung mit dem Fläschchen gelten die gleichen „Regeln“ wie bei der Ernährung mit der Brust. Halten Sie ihr Kind nach bei sich und schenken Sie Körperkontakt. Beim Trinken darf Augenkontakt herrschen, wenn das Baby versucht, sie zu fokussieren. Ebenso wie beim Stillen mit der Brust herrscht bei dem Fläschchen geben auch eine Stimmung der Geborgenheit und Nähe. Es mag erst einmal ungewöhnlich klingen, doch können Sie, auch wenn sie mit dem Fläschchen zufüttern, Hautkontakt schenken, in dem Sie ihr Kind mit freiem Oberkörper das Fläschchen geben. Der Körperkontakt führt zu einer innigen Beziehungserfahrung, die auch bei der Ernährung mit dem Fläschchen erfüllt werden kann.

Mütter entscheiden sich aus verschiedenen Gründen zur Ernährung über das Fläschchen. Ein Vorteil des Fläschchengebens liegt darin, dass auch Papa einmal die Erfahrung machen kann und in Abwesenheit von Mama sein Baby füttern.

Füttern mit Fläschchen

Fläschchennahrung bietet dem Baby alle wichtigen Nährstoffe, die das Baby zum Wachstum benötigt. Die Zusammensetzung eines solchen Muttermilchersatzpulvers ist auf die Bedürfnisse eines Babys ausgerichtet und entwickelt. Mit der Flässchennahrung lassen sich kaum Ernährungsfehler begehen, solange Eltern auf das Hungerbedürfnis ihres Babys reagieren. Denn in der Säuglingsnahrung ist auch der Kaloriengehalt geregelt.

Wichtig: Achten Sie auf darauf dem Alter entsprechende Milch zu kaufen und achten sie auf die Dosierungsanweisungen des Herstellers. Ihr Baby weiß genau wie viel es braucht und zusammen mit der Anleitung und dem natürlichen Sättigungsgefühl des Babys besteht keine Sorge zur „Überfütterung“. Hat das Baby trotz bestimmter Mengenangaben vorzeitig keinen Hunger mehr, sollte es nicht dazu getrieben werden, weiterhin zu trinken. Erst wenn über einen längeren Zeitraum keine Mahlzeiten gelingen oder das Gewicht über einen längeren Zeitraum stagniert, ist ein Gespräch mit dem Kinderarzt zu empfehlen.

Dem Alter entsprechende Nahrung

In den ersten vier Monaten eignet sich die Säuglingsmilchnahrung (PRE-Milch). Pre-Milch ist der Muttermilch in vielen Bereichen sehr ähnlich und verfügt alle wichtigen Nährstoffe, die das Baby benötigt. Die Pre-Milch ist gut verdaulich und eher dünnflüssig. Später folgt die etwas dickflüssige Folgemilch mit dem Zusatz <1>. Diese Folgemilch kann das ganze erste Jahr über verwendet werden. Bei allergisch veranlagten Kindern, kann man auf eine hypoallergene Milch zurückgreifen werden (Namenszusatz HA). HA Nahrung soll das Auftreten allergischer Erkrankungen vermindern und gibt es bereits als Pre-Milch oder Folgemilch. Auch bei den Fläschchen richtet man sich nach dem Bedürfnis des Babys und richtet sich nicht nach festen Essenszeiten.

Auf die Hygiene achten

Das Baby besitzt zwar seine Nestschutz nach der Geburt, doch sind Babys Anfällig für verschiedene Infektionskrankheiten. Bakterielle Infektionen sind durch besondere Hygienemaßnahmen am besten zu kontrollieren. Keimbildung wird bestenfalls dadurch vorgebeugt, dass nach jeder Mahlzeit gesäubert werden, indem Deckel und Flaschensauger gründlich gereinigt werden. Auch zum Trocknen sollte das Fläschchen in seine Einzelteile zerlegt auf einem sauberen Tuch liegen, sodass das Wasser ablaufen kann und sich nicht im Fläschchen oder dem Sauger stauen kann.

Wenn Babys spucken
Ob beim Stillen oder dem Fläschchen: Säuglinge spucken in den meisten Fällen etwas unverdaute Milch aus. Dies liegt daran, dass der Magenverschluss bei Babys noch nicht voll funktionsfähig ist. Noch schließt er sich nicht vollständig und ist demnach noch nicht so eng.
Babys unterscheiden sich in Bezug auf die Häufigkeit und die Menge des Spuckens. Wichtig ist, dass Babys an Gewicht zulegen. Sobald die Beikost eingeführt wird, ist es auch mit dem Spuckerchen wieder vorbei. Eltern sollten also mit Spucktüchern gewappnet sein. Regelmäßige Bäuerchen helfen dem Baby und den Eltern durch diese Zeit.

Die langsame Umstellung
Da Neugeborene noch nicht alle Enzyme bilden können, ist die Muttermilch optimal auf die Besonderheiten des unreifen Verdauungssystems angepasst. Pre-Nahrung wird ebenfalls auf der Basis dieser Kenntnisse hergestellt. Beispielsweise können Babys noch keine Stärke verarbeiten, weshalb diese erst in der Folgenahrung infrage kommt.

Wie funktioniert die Verdauung?
Kommt etwas in den Mund, beginnen bereits dort Speichelenzyme die ersten Nährstoffe zu verarbeiten. Nachdem die Nahrung geschluckt wurde und im Magen gelandet ist, fängt dort die Magensäure mit ihrer Arbeit an. Im Dünndarm des Babys findet die Hauptarbeit statt, dort werden benötigte Nährstoffe mithilfe von Enzymen in ihre Einzelteile zerlegt und ins Blut abgegeben. Von dort aus versorgen sie den Körper mit wichtigen Nährstoffen für Wachstum und Gesundheit. Der Rest ist bekannt und landet bestenfalls in der Windel.

Verdauungsprobleme können auch dadurch entstehen, dass Babys die Milch zu hastig trinken. Die dabei verschluckte Luft kann zu Bauchkrämpfen und Blähungen führen – was bei Still- und Flaschenbabys gleichermaßen passieren kann. Ein Vorschlag vieler Experten lautet, dass das Kind nicht allzu lange am Stück trinken, sondern nach einer Minute zum Bäuerchen hochgenommen werden sollte. Dann kann die Luft nach oben abgehen. Danach kann weitergetrunken werden. Wichtig bei Flaschenkindern: Das Saugloch sollte nicht zu groß sein, damit nicht vermehrt Luft mitgezogen wird.

„Was die Windel erzählt“ – unterschiedlicher Stuhlgang bei Babys und ihre Bedeutung:

Was die Windel erzählt mögliche Bedeutung
Stillbabys
Babys, die voll gestillt werden, haben oft eine starke Verdauung. Dies bedeutet, dass in den ersten Wochen die Windel mehrmals täglich voll sein kann und gewechselt werden muss. Aber auch tagelange Ruhe in der Windel ist nicht unüblich. Bis zu sieben Mal am Tag oder auch mal nur alle paar Tage ist normal und völlig in Ordnung, solange sich der Säugling wohlfühlt und keine Schmerzen äußert, beispielsweise durch qualvolles Drücken. Das Aussehen des Stuhls ist bei Stillbabys für gewöhnlich breiförmig bis flüssig und gelblich, in manchen Fällen auch mal grünfarben.
Flaschenbabys
Werden Säuglinge mit Pre-Nahrung gefüttert, ist ein einmaliger Stuhlgang am Tag die Regel, mindestens alle 3 Tage sollte sich der Darm entleeren. Der Inhalt der Windel ist hier etwas fester als bei Stillbabys, seine Farbe geht eher ins Bräunliche.
Beikostalter
Wird die Ernährung von Babys auf Brei umgestellt, ist es üblich, dass der Stuhl fester, dunkler und geruchsintensiver wird. Abhängig von der Nahrung sind farbliche Variationen zu beobachten, ein Karottenbrei wird durch einen hell orangen Stuhl bemerkbar, bei Heidelbeeren darf er auch mal bläulich sein. Einmal täglich sollte der Stuhlgang des Babys stattfinden.
Verstopfung
Ist der Stuhlgang von Babys verhärtet oder erfolgt seltener als bisher erläutert, liegt womöglich eine Verstopfung vor. Der Gang zum Arzt ist dann unausweichlich, um organische Ursachen auszuschließen, die Probleme bei der Darmentleerung verursachen könnten.
Durchfall
Von Durchfall kann man sprechen, wenn das Baby plötzlich häufiger Stuhlgang hat, der wässrig und übelriechend ist. Das ist ein Anzeichen für eine Krankheit, die vom Kinderarzt behandelt werden sollte. Babys verlieren bei Durchfall einige Mineralstoffe, die nach ärztlichem Rat wieder ausgeglichen werden müssen.
Quellen / Literatur

Pauen, S. (2006) WAS BABYS DENKEN – Eine Geschichte des ersten Lebensjahres. München: C.H. Beck.

 

Klaus, M.H., Kennell J.H. und Klaus P.H. (1997) Der erste Bund fürs Leben – Die gelungene Eltern-Kind-Bindung und was Mütter und Väter dazu beitragen können. Hamburg: Rowohlt Verlag.

 

Guóth-Gumberger, M. (2008) Stillen. München: GRÄFE UND UNZER VERLAG

 

Nolte, Dr. med. S.H. und Nolden, A. (2013) Das große Buch für Babys erstes Jahr – Das Standardwerk für die ersten 12 Monate. München: GRÄFE UND UNZER VERLAG

 

Solter, A.J. (2015) WARUM BABYS WEINEN – Die Gefühle von Kleinkindern. München: Kösel-Verlag.

 

Hille, K., Evanschitzky, P. und Bauer, A. (2016) Das Kind – Die Entwicklung in den ersten drei Jahren. Psychologie für pädagogische Fachkräfte. Bern/Köln: hep verlag ag

 

Lohaus, A. und Vierhaus, M. (2015) Entwicklungspsychologie – des Kindes- und Jugendalters für Bachelor (3. Auflage). Berlin/Heidelberg: Springer Verlag.

 

http://www.ernaehrung.de/tipps/kinder/stillen11.php

Sonnleitner
Susanne Sonnleitner
Familylab-Seminarleiterin,
Naturpädagogin,
Familienpflegerin