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4 | Kontinent der Babys

4.1 Monat 1: Baby-Entwicklung

Lesezeit: ca. 14 Minuten
Überblick
Die ersten Tage nach der Geburt

Der erste Lebensmonat heißt,…

Der erste Lebensmonat heißt, das erste Mal außerhalb des Mutterleibs zu leben. Das erste Mal spüren, was es bedeutet, seinen Eltern in dieser Welt zu begegnen. Der Übergang vollzieht sich langsam und sorgt dafür, dass Eltern und Kind sich allmählich besser kennenlernen und die ersten Herausforderungen ab nun gemeinsam meistern.

Von Geburt an ist das kleine Wesen auf die Hilfe und Unterstützung seiner Eltern angewiesen, um alles, was vorher im Mutterleib fast automatisch ablief, nun selbstständig zu erlernen. Dafür bedarf es selbstredend etwas Zeit und Einiges an Erfahrung und liebevoller Begleitung. Das Baby erblickt die Welt in der Körperhaltung die der im Mutterleib entspricht, sprich Arme und Beine sind in den ersten Lebenswochen noch zum Körper hin gebeugt. Erst mit zunehmendem Alter wird die Muskulatur des Babys koordinierte Bewegungen zulassen. Ihr Baby ist im ersten Lebensmonat somit auf Ihre helfenden Hände angewiesen und zwar beim Köpfchen heben, drehen und bequemen hinlegen. Ohne Stütze, fällt in den ersten Lebensmonaten der Kopf nach hinten, weshalb stets eine Hand als Haltung zwischen Nacken- und Kopfbereich zu finden sein sollte.

Im 1. Lebensmonat

Im 1. Lebensmonat ist das Baby bereits eine eigenständige Persönlichkeit mit eigenen individuellen Verhaltensmerkmalen. So besteht der 1. Lebensmonat auch daraus, sich kennenzulernen und aufeinander einzustellen. Beobachten Sie Ihr Baby, die Mimik, die Gestik, beim Weinen und Schlummern. Je mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto klarer werden die Zeichen und Symbole zwischen ihnen werden, die Sie dafür nutzen können, um schon weit vor der gesprochenen Sprache miteinander zu kommunizieren. Kinder schlafen sehr viel, was auch daran liegt, dass ihr Glukoseverbrauch (Traubenzucker) fast doppelt so hoch ist wie der eines Erwachsenen – sie benötigen also sehr viel Energie. Diese Energie muss im Schlaf wieder regeneriert werden, weshalb die Schlafzeiten eine ganze Weile auch über den Tag verteilt bleiben. Der Tag und Nacht-Rhythmus ist noch nicht vollständig ausgebildet und sorgt nun für kontinuierliche Aufwachzeiten. Bis das Baby durchschlafen wird, braucht es eine Weile; sein Zyklus wird sich erst allmählich an unseren Tag-und-Nacht-Wechsel anpassen. Nähere Informationen hierzu finden Sie im Land: Schlafverhalten.

Bindungsaufbau und Vertrauensaufbau: Säuglinge sind Traglinge

Wenn Eltern ihrem Kind das erste Mal von Angesicht zu Angesicht begegnen, dauert es nicht lange, bis sich Zärtlichkeitsimpulse und Zuwendungsverhalten im elterlichen Verhalten erkennen lassen. Der erste Körperkontakt ist mitunter das wichtigste und natürlichste Beruhigungsmittel für das Baby. Streicheln und Halten, nah am Körper Tragen, auch wenn das Baby nach kurzen Einheiten sehr schnell erschöpft ist, reduziert nachweislich Stress und Unruhe. Beim Körperkontakt spürt der Säugling, wo er sich befindet, was wiederum beruhigend bei Spannungszuständen wirkt. Es zeigte sich in einigen Untersuchungen, dass Säuglinge, die länger getragen werden, ein geringeres Schreiverhalten zeigen. Hierfür eignen sich Tragetücher wunderbar, die das Baby eng am Körper der Bezugsperson halten. Die intensive Gefühlslandschaft eines Babys wird durch den Bindungsaufbau zu den Eltern begleitet. Die Aufmerksamkeit und Zuwendung, die das Baby erhält, sind wichtige Erfahrungsbausteine im Leben des Babys, die es von nun an stetig ausbauen wird. Das Bindungsthema erwartet sie im Kontinent der Bedürfnisse, dort blicken wir hinter die Kulissen der Eltern-Kind-Bindung.
Nah an das Gesicht:
Ein Baby im ersten Lebensmonat blickt noch nicht weit hinaus in die Welt. Das Sehvermögen ist noch eingeschränkt, und ganz intuitiv gehen Eltern nah an das Gesicht ihres Neugeborenen. Die Entfernung beträgt in etwa 25-30 Zentimeter, in der das Baby seine Umwelt wahrnehmen kann. Die Augenmuskulatur des Babys wird ebenfalls trainiert mit jedem interessierten Versuch, die Eltern und die Umwelt zu erblicken. Außerdem erkennt das Baby bereits seine Eltern (vor allem die Mutter) am Geruch.
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Expertentipp
Prof. Dr. Dr. Hartmut Kasten

Entwicklungspsychologe, Frühpädagoge und Familienforscher

Kinder kommen auf die Welt mit einer ganzen Reihe von Kompetenzen: Beispielsweise haben sie eine angeborene Bindungsbereitschaft. Diese Bereitschaft zeigt sich bereits in den ersten Lebensmonaten nach der Geburt.
Ein Gespräch mit Prof. Dr. Dr. Hartmut Kasten, Entwicklungspsychologe, Frühpädagoge und Familienforscher.

Sind die ersten Lebensmonate entscheidend für die Bindungsqualität zwischen Eltern und Kind?
Man muss stets relativieren. In der Psychologie unterliegt nichts dem „Alles oder nichts“-Prinzip.
Wenn Kinder im ersten Lebenshalbjahr nicht die feinfühligen Antworten auf ihre angeborene Bindungsbereitschaft erhalten, wenn sie beispielsweise Hautkontakt wünschen, hungrig oder müde sind,  wirkt sich dies auf die Bindungsqualität aus.  Dies zeigt sich dann z. B. dadurch, dass Kinder sich ständig in einer Art Erregungszustand befinden. Werden sie dann nicht beruhigt, hingelegt oder gestillt, entsteht in häufiger Regelmäßigkeit eine sogenannte „unsichere Bindung“.

Welche Konsequenzen hat eine „unsichere Bindung“?
Hervorzuheben sind hier zwei Resultate. Zum einen sind unsicher gebundene Kinder schneller bereit in Stress zu geraten, der Cortisolspiegel steigt an und sie haben Schwierigkeiten sich von einem Stresszustand zu lösen. Diese Kinder befinden sich schneller und länger in Stressmomenten (overarousal). Während ein anderes Kind sozusagen kinderleicht aus einer solchen Stresssituation zur Beruhigung findet, fällt es dem unsicher gebundenen Kind weitaus schwerer seiner körperlichen Unruhe zu entfliehen. Der zweite Bereich findet sich in der Neugier wieder, der spontanen Bereitschaft sich Neuartigem oder überraschenden Ereignissen reflexartig zuzuwenden (Orientierungsreflex).

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Wachstums- und Gewichtsentwicklung

Jedes Baby hat sein eigenes Entwicklungstempo. Die Angaben von Größe und Gewicht sind von – bis Angaben. Bei Unsicherheiten in Bezug auf das Körperwachstum oder die Gewichtsentwicklung, sprechen Sie mit ihrer Hebamme oder ihrem Kinderarzt. Die Angaben können von den Werten eines Neugeborenen abweichen. In diesem Fall sind die Angaben bis Mitte – Ende des 1. Lebensmonats angegeben.

Quelle: Daten auf Basis der Angaben der WHO (https://www.who.int/childgrowth/standards/en/)

Wachstum und Entwicklung

Das Baby im 1. Lebensmonat macht sich bemerkbar, doch nicht nur durch seine Bedürfnisse und seinen Wunsch nach Zugehörigkeit und Ruhe. Auch im Wachstum sind rasche Veränderungen zu beobachten. Meist nehmen Babys nach der Geburt etwas an Gewicht ab. Dies liegt daran, dass nun kein Fruchtwasser mehr die Haut umgibt, die daher trockener wird, der Darm entleert wird und erst durch erneute Nahrungsaufnahme langsam an Gewicht zugewonnen wird. Hier geben Fachärzte an, dass bis zu 10 Prozent an Gewichtsverlust völlig in Ordnung sind. Sind es mehr als 10 Prozent, werden die Ärzte sich das Baby genauer ansehen. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass in den meisten Fällen ab dem 11. Lebenstag das Geburtsgewicht wieder erreicht ist: In den ersten drei bis fünf Lebensmonaten verdoppelt sich das Gewicht sogar in den meisten Fällen.

Gewichtsentwicklung dokumentieren:

Es empfiehlt sich, die Gewichtsentwicklung im Auge zu behalten und zu dokumentieren. Es reicht, wenn Sie Ihr Baby einmal pro Woche wiegen. So kann auch der Arzt die Entwicklung mit Hilfe Ihrer Beurteilung besser begleiten. Falls das Gewicht über 3 Wochen gleich bleibt oder sogar abnimmt, ist es zu empfehlen, den Kinderarzt aufzusuchen, um die Gründe hierfür zu finden. Denn das Kind wächst im ersten Lebensmonat schnell, im Durchschnitt in etwa 3,5 cm (Kopfumfang ca. 1 cm).

Ernährung des Babys im 1. Monat

Die Vorteile des Stillens und der Muttermilch besprechen wir ausführlich im Kontinent der Ernährung. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt 6 volle Monate lang zu stillen. Die Zusammensetzung der Muttermilch mit all ihren Abwehrstoffen ist die perfekte Formel, um die Bedürfnisse des Babys zu befriedigen und es vor Krankheiten zu schützen. Aus verschiedenen Gründen kann es sein, dass es Müttern nicht möglich ist, ihr Kind an der Brust zu stillen. Hier ist das Abpumpen der Muttermilch eine gute Alternative. Eine industriell hergestellte Säuglingsmilchnahrung gewährleistet dennoch eine vollwertige Ernährung des Babys, jedoch fehlen dort die Abwehrstoffe, die in der Muttermilch vorhanden sind. Bei speziellen Fragen, die sich hierzu auftun, ist es ratsam, die Hebamme oder den Kinderarzt um Rat zu fragen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Mütter in den ersten Wochen ein paar Startschwierigkeiten beim Stillen haben. Wunde Brustwarzen oder Milchstau können Druck aufbauen; hier hilft es, ruhig zu bleiben, durchzuhalten und zu versuchen, Stress beim Stillen zu vermeiden. Gehen Sie es ruhig an. Ihr Kind ist ganz auf Sie eingestellt, auch wenn es weint oder schreit – Sie sind bereits die besten Eltern für Ihr Kind. Es ist keinesfalls verwerflich, sich bei einer Stillberaterin Ratschläge zu suchen, die auf Ihre individuellen Fragen eingehen wird. Keine Mutter muss sich alleine fühlen, wenn auf Anhieb nicht alles rund läuft.


Helfen Sie Ihrem Baby beim Bäuerchen machen:

Beim Trinken wird meist viel Luft mit gesaugt, die in den Magen gelangt und zu Bauchschmerzen führen kann. Nach dem Füttern hochnehmen, die Luft langsam abführen lassen, macht das Baby ganz schnell wieder zufrieden.

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Wachstums- und Gewichtsentwicklung

Kinder wachen Nachts aus verschiedenen Gründen auf. Säuglinge um gestillt zu werden oder weil sie aus einer leichten Schlafphase erwachen. Die Stillzeiten (in welchen das Kind wach wird) werden in dieser Tabelle nicht mit aufgeführt.

Lila: Alle Kinder (in Prozent), die nachts in einem bestimmten Alter aufwachen.
Gelb: Kinder, die jede Nacht einmal oder mehrere Male aufwachen (Jenni et al. 2005)

Die motorische Entwicklung

Reflexe sind automatische Funktionen des Körpers, wohnen jedem Baby ab der Geburt bis (in etwa) zum 7. Lebensmonat bei und sind überlebenswichtig, bevor sie durch gezielte Bewegungen Ihres Babys abgelöst werden. Folgend finden Sie alle Reflexe Ihres Babys. Klicken Sie auf die verschiedenen Reflexe (Greifreflex, Schreitreflex etc.) öffnen sich weiterführende Informationen zu den einzelnen Reflexen.

Einer der wichtigsten Reflexe Ihres Babys, da er für das Trinken benötigt wird – tatsächlich bringt erst dieser Reflex den Milchfluss in der Brust zum Laufen. Die Kombination von Luftholen und gleichzeitig Schlucken ist gar nicht so einfach; Koordinationsschwierigkeiten sind keine Seltenheit. Der Saugreflex muss erlernt werden und wird mit der Zeit durch eigens gesteuerte Nuckel-Bewegungen ersetzt.

Der Ursprung liegt in der Natur: Der angeborene Suchreflex dient als Werkzeug bei der Suche nach einer Nahrungsquelle. Jede noch so leichte Berührung lässt den Suchreflex Ihres Babys anspringen. Ab dem 3. Monat wird dieser allerdings gelassener und entwickelt sich zu einer selbstregulierten Handlung.

Ob die Hand der Mutter, die Haare der kleinen Schwester oder einen Gegenstand – alles was Ihr Baby zu fassen bekommt, löst den Greifreflex aus. Ziel dieses Reflexes liegt im Bedürfnis nach Körperkontakt und ist ein altes Erbe der Zeit – oft als Mittel gegen Angst oder Unwohlsein. Mit den Monaten verschwinden die Greifreflexe, der Handreflex sollte mit 4-5 Monaten und der Fußgreifreflex mit 9-10 Monaten schrittweise abgebaut werden.

Versuchen Sie, Ihr Neugeborenes aufrecht unter den Achseln zu halten, sodass die Fußsohlen eine Unterlage oder den Boden berühren, und Sie werden ihn sofort erkennen – den Schreitreflex! Ein Wunder der Natur, denn Ihr Kind fängt automatisch an zu trippeln. Der Reflex verschwindet nach ungefähr 3 Monaten.

Der Moro-Reflex, auch Umklammerungsreflex genannt, wird bei Erschrecken oder Zurückfallen des Kopfes ausgelöst, beispielsweise wenn Ihr Baby abgelegt wird. Automatisch werden hier die Arme von sich gestreckt und der Mund geöffnet, anschließend die Arme wieder angezogen und die Hände zu Fäusten geballt. Zwischen dem 3 und 4 Lebensmonat sollte sich dieser Reflex wieder verlieren.

Dieser Reflex ist einfach zu erkennen: Liegt der Kopf Ihres Babys nach rechts, wird der rechte Arm gestreckt und der linke gebeugt, liegt der Kopf nach links, ist es genau umgekehrt. Diese „Fechterstellung“ bei dem Liegen auf dem Nacken sollte normalerweise nach einem halben Jahr verschwinden, ansonsten behindert er Ihr Baby bei zufälligen Bewegungsabläufen.

Eine Vielzahl von unterschiedlichen Augenreflexen zeigt sich vor allem in den ersten Monaten; werden beim leichten Klopfen auf den Nasenrücken die Augenlider zusammengedrückt, spricht man beispielsweise vom Glabellareflex. Des Weiteren lösen zum Beispiel laute Geräusche das Augenschließen aus, und leichte Berührungen wie das Küssen auf den Kopf müssen noch nicht zwingend zum Schließen der Augen führen. Es ist ganz normal, wenn Ihr Baby noch nicht wie ein Erwachsener die Augen bei unmittelbar näherkommenden Objekten schließt.

Dieser Reflex, auch genannt Puppenaugenreflex, erscheint etwas merkwürdig, obwohl er genauso natürlich und gängig ist wie alle anderen vorgestellten Reflexe. Wendet nämlich eine andere Person den Kopf des Babys, verändern sich die Augen und Ihre Blickrichtung nicht – vor allem bei einem aufrechten Oberkörper wird dieser Reflex ausgelöst, welcher noch in den ersten 4 Lebenswochen verschwindet. Er kann Auskunft geben über die Steuerungsfunktion der Augenbewegung und die Koordination Ihres Babys.

Die Greifentwicklung

Kinder betrachten zu erst lange Zeit ihre Hände, bevor sie gezielt lernen zu greifen. Sie betasten ihre Hände und lernen so ihre Hände allmählich zu koordinieren. Die Greifentwicklung enthält viele wichtige Entwicklungsschritte, die mit zunehmendem Alter dem Baby verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung stellen. Nachfolgend finden Sie alle relevanten Meilensteine.

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Die Greifentwicklung

Emotionale Entwicklung

Das Baby im ersten Lebensmonat befindet sich auf einer langen Verstehensreise durch seine Gefühlswelt. Noch ist die Wahrnehmung nicht darauf ausgerichtet, Zusammenhänge zu bilden und große Fragen an die Umwelt zu stellen. Zwar erleben Babys durchaus, ob ihre Bedürfnisse zuversichtlich und liebevoll gestillt werden und erleben ihre Gefühlszustände sehr intensiv. Das Neugeborene spürt, ob es behütet ist, ob jemand sich um es sorgt. Säuglinge kommen mit einer Grundausstattung von Emotionen auf die Welt, und auch in der Forschung ist man sich einig über die grundlegenden Emotionen (Basisemotionen), die Neugeborene bereits sehr früh mimisch ausdrücken:

Wie begleite ich die emotionale Entwicklung im 1. Lebensmonat?

Der Körperkontakt begleitet die emotionale Entwicklung des Säuglings im ersten Lebensmonat. Die Geborgenheit, die er hieraus erfährt, stärkt und formt sein Urvertrauen. Die emotionale Bindung (Bonding) zwischen Eltern und Kind wird am besten dadurch gefördert, dass man sich viel Zeit für Kuscheleinheiten nimmt – so lernt man sich auch intensiv kennen. Das Baby kann man nicht verwöhnen! Deshalb sollte bei jedem Schrei auch Hilfe angeboten werden. Wie wichtig es für junge Babys ist, dass Eltern auf ihre Signale reagieren, die sie ausdrücken, lernen wir im Kontinent der Bedürfnisse: Land 3.3: Bindung und Feingefühl. Wichtig: Säuglinge lernen sich nicht dadurch besser zu kontrollieren, indem man sie schreien lässt. Sie sind auf die Nähe und Unterstützung der Eltern angewiesen, die Stresssituationen mit ihnen sanft begleiten. So lernt das Baby, dass es sich auf seine Umwelt verlassen kann und diese „sicher“ ist.
Die emotionale Entwicklung im ersten Lebensmonat sucht nach unterstützenden Antworten.
Das Kind braucht Liebe und Zuneigung, Bedürfnisbefriedigung und Wertschätzung. Durch die regelmäßige Erfüllung der wiederkehrenden Unruhezustände des Babys lernt es auch seine eigenen Emotionen kennen, wie sie aufkochen und wieder abflachen – eine wichtige Schlüsselerfahrung. So bemerkt es schon im ersten Lebensmonat, dass negative Emotionen keine Dauerzustände sind.

Sprachliche Entwicklung:

Das Baby hat bereits eine Vorliebe für die mütterliche Stimme, die auch direkt nach der Geburt erkannt wird. Das Baby fühlt sich sicher, wenn es die Stimme der Mutter hört, endlich auch klar und deutlich. Die Sprachentwicklung, so weiß man heute (nähere Informationen im Kontinent der Sprache), wird maßgeblich von der sprachlichen Umwelt bestimmt. Eltern dürfen erzählen, und das, was sie tun, sprachlich begleiten. Dies führt dem Kind auch die elterliche Bereitschaft vor Augen, die sprachliche Welt zu erklären und in einen Austausch zu treten. Wichtig sind der Tonfall, der Stimmklang und die Stimmung, die durch die Sprache im ersten Monat ausgedrückt wird.

Die Gehirnentwicklung:

Das Gewicht des Gehirns beträgt rund ein Viertel des Gewichts von dem eines Erwachsenen. Doch Kinder holen schnell auf; in den ersten drei Lebensjahren nimmt die Anzahl ihrer Synapsen (eine Synapse ist eine neuronale Verknüpfung, über die eine Nervenzelle in Kontakt zu einer anderen Zelle steht) rasant zu und übersteigt sogar die eines Erwachsenen. Mit circa 2-3 Jahren hat das Kind bereits doppelt so viel wie ein Erwachsener, was erklärt, weshalb Kinder so unglaublich viel und schnell lernen können – faszinierend, oder? Das Gehirn stellt doppelt so viele Synapsen zur Verfügung als letztendlich benötigt werden – ein enormes Zeichen der Lern- und Anpassungsfähigkeit des Säuglings. Diese Überproduktion führt auch dazu, dass Babys die unterschiedlichsten Dinge in aller Leichtigkeit lernen, wie beispielsweise die Sprache. Erst im Laufe der nächsten Lebensjahre werden die nicht relevanten Synapsen abgebaut, und die benötigten – diejenigen, die oft genutzt wurden – verstärkt. Umgangssprachlich könnte man sagen, dass das, was gebraucht und genutzt wird, bestehen bleibt – der Rest wird wieder abgebaut. Das rasante Wachstum des Gehirns zeigt sich auch in seiner Gewichtszunahme: Von 250 g bei der Geburt bis hin zu 700 g zum Ende des 1. Lebensjahres.

Der wunde Po

Die Haut im Bereich des Po kann durch das Tragen von Windeln immer wieder gerötet oder gereizt sein. Am besten ist es für das Baby, wenn auch mal Luft an den Körper kann. Es war von der Natur nicht vorgesehen, am Körper eine Windel zu tragen. Deshalb ist es wichtig, darauf zu achten, dass Urin und Stuhl mit warmem Wasser abgewaschen werden.

Das Wochenbett

Die Rückbildung der Gebärmutter:

In etwa den ersten 6 Wochen bildet sich die Gebärmutter auf ihre ursprüngliche Größe zurück (ca. 6-10 cm). Oxytocin, das beispielsweise beim Stillen ausgeschüttet wird, unterstützt diesen Prozess. Die Gebärmutterrückbildung kann auch durch das Aufstehen begleitet werden. Hier sollten Sie jedoch auch auf den ärztlichen Rat oder die Hebamme hören, ob Sie noch warten sollten oder nicht. Mit Rückbildungsgymnasik können Sie 6 Wochen nach der Entbindung beginnen. Zahlreiche Kurse lassen sich hierfür im Internet finden, die diesen Prozess für Mütter anbieten, zusammen mit dem Baby oder alleine. Die Kosten hierfür übernimmt die Krankenkasse (achten Sie darauf, dass die Kursleiterin eine Ausbildung hat, um die Kosten von der Kasse erstattet zu bekommen).
Achten Sie darauf, dass Sie Ihren Beckenboden schützen:
In den ersten 8 Wochen sollten Sie sich natürlich schonen, das heißt: Beckenboden nicht überbelasten. Nach der Geburt braucht auch die Mutter etwas Erholungszeit, die sie sich auch unbedingt einräumen sollte. Schwangerschaft und Geburt nehmen den Beckenboden in Anspruch, sodass er seine ursprüngliche Aufgabe erst einmal nicht mehr voll erfüllen kann.
Tipp: Nichts tragen, das schwerer als 5-10 kg ist.

Ein paar alltägliche Übungen lassen sich auch schon im Wochenbett durchführen:

Entspannt auf den Rücken legen, Beine lang ausstrecken und überkreuzen. Legen Sie Ihre Arme neben Ihren Körper, und entspannen Sie sich. Dabei sollten die Handflächen nach oben zeigen. Jetzt müssen die Pobacken angespannt werden. Versuchen Sie, die Muskeln im Vaginalbereich langsam Richtung Bauchnabel hochzuziehen. Zählen Sie bis 5 und entspannen die Muskeln wieder. Drei Wiederholungen, und Sie haben wieder Ruhe verdient.

Der sogenannte Babyblues

Ist immer alles rosig nach der Geburt? Nein, nicht immer, und damit ist man nicht alleine. Fast jede zweite Mutter fällt in die sogenannten „Heultage“, auch „Babyblues“ genannt. Eine merkwürdige, gedrückte Stimmung überfällt Geist und Körper. Der Körper ist gerade an seine absoluten Grenzen gegangen; eine Geburt ist ein aufreibender Akt, der eben auch seine Ressourcen kostet. Bis zu zwei Wochen, manchmal auch drei, kann das Stimmungstief die Gedanken- und Gefühlswelt eintrüben. Doch keine Sorge, der nachgeburtliche Abfall von Östrogen und Progesteron sowie der Anstieg der Prolaktinkozentration tragen ihren Teil genauso dazu bei wie der fehlende Schlaf und Versagensängste. Die Erschöpfung ist ganz normal, und Sie dürfen sich ihr auch mal ein paar Tage hingeben. Sprechen Sie über Ihren Zustand und akzeptieren Sie auch die negativeren Gefühle. Mit Ihnen ist alles in Ordnung! Gönnen Sie sich etwas Ruhe und Zeit – die Kraft folgt dann von ganz alleine.

Wochenbettdepression:

Hält das Stimmungstief an, ist es ratsam, sich Hilfe zu suchen. Wir wollen Ihnen Mut machen, bei lang anhaltenden negativen Gefühlen auch Ihrem Kind gegenüber, sich psychotherapeutischen Rat zu holen.
Hierüber wird leider immer noch viel zu selten gesprochen. Da auch die Bindung zum Kind darunter leiden kann, ist es wichtig, sich einzugestehen, dass die Geburt auch Höhen und Tiefen mit sich bringen kann.

Bindungsaufbau und Vertrauensaufbau

Wenn Eltern ihrem Kind das erste mal von Angesicht zu Angesicht begegnen, lässt es nicht lange auf sich warten, bis  sich Zärtlichkeitsimpulse und Zuwendungsverhalten im elterlichen Verhalten erkennen lassen.

Der erste Körperkontakt ist mitunter das wichtigste und natürlichste Beruhigungsmittel für das Baby. Streicheln und Halten, nah am Körper Tragen gehören in den Rucksack der ersten Tage auch wenn das Baby nach kurzen Einheiten sehr schnell erschöpft ist. Die intensive Gefühlslandschaft eines Babys wird durch den Bindungsaufbau zu den Eltern begleitet. Die Aufmerksamkeit und Zuwendung, dass das Baby erhält sind wichtige Erfahrungsbausteine im Leben des Babys, dass es von nun an stets ausbauen wird.

Johanna-Meckl
Expertentipp
Johanna Meckl

Physiotherapeutin B. Sc. , Pilates-Trainerin, Yogalehrerin und Gesundheitsberaterin

Rückbildung und Wochenbettzeit

Die Frauenheilkunde unterteilt in Früh- und das Spätwochenbett. Beide Begriffe stehen für den körperlichen Heilungsverlauf in den ersten zehn Tagen beziehungsweise sechs Wochen nach der Geburt unabhängig davon, wie die Frau entbunden hat. Dem Wochenbett schließt sich eine längere Phase der Rückbildung an, die von Frau zu Frau unterschiedlich verläuft und abhängig von Anzahl der Schwangerschaften, Geburten, persönlicher Konstitution und alltäglicher Belastung lang und anhaltend sein kann. Die Begriffe Wochenbett und Rückbildung enthalten aber auch den Hinweis auf notwendige mütterliche Erholungszeiten für den Körper und für die Seele. Diese Bedürfnisse nach Ruhe, Rückzug und Neuorientierung sind normale Reaktionen hervorgerufen von Schwangerschaft, Geburt, hormoneller Umstellung und körperlichen Wundheilungsprozessen. Ruhe und häusliche Unterstützung durch Familie, Freundinnen oder eine gute Nachbarin entlasten die Frau, und unterstützen ein gelingendes Stillen und ein Ankommen für Mutter und Kind. Ein Rückbildungskurs kann frühestens sechs Wochen nach der Entbindung – in der Regel 12 Wochen nach der Geburt – begonnen werden. Er sollte sich deutlich von einem sogenannten „BodyWorkout“ unterscheiden. In den ersten Wochen nach der Geburt liegt der Fokus auf entlastenden Verhaltensweisen und adäquaten Funktionsreizen, um unnötige Belastungen auf Beckenboden, Kaiserschnittnarbe oder Bandscheiben zu vermeiden. Konkret heißt das für einen Rückbildungskurs, dass dieser detaillierte Tipps für den Alltag vermittelt, um auftretende Drücke im Bauchraum zu reduzieren. Adäquate Funktionsreize beziehen sich auf die reaktive Mitarbeit der tiefen Beckenbodenmuskulatur (Diaphragma pelvis) über Atemlenkung und Atemübungen, welche über erste Wahrnehmungs- und Spürübungen reaktiviert wird. Die Frauen sind eingeladen, ihren Beckenboden und ihre Körpermitte wieder zu spüren. Gemeinsam mit reflektorisch arbeitenden Übungen entsteht ein erstes Gefühl für den Beckenboden und die tief liegende Bauchmuskulatur. Erst wenn diese wieder erspürt wird, kann er gezielt gekräftigt werden. Des Weiteren sollte ein Rückbildungskurs Übungen enthalten, die in den Alltag von Mutter und Baby passen, und die Frau nicht zusätzlich überfordern. Ein körperlich schweißtreibendes Training ist in der Rückbildungszeit für den Körper – besonders für das sensible Nervensystem – kontraproduktiv. Belastendes Körpertraining wie Joggen, Trampolinspringen oder Bauchübungen, wie zum Beispiel klassische „Sit ups“, belastet den überdehnten Beckenboden, verschlechtern eine Organsenkung im Becken/Bauchraum oder provozieren eine Inkontinenz. Zusätzlich kostet solch ein Training viel Kraft; Kraft, die die Frau benötigt, um erfolgreich zu stillen oder sich neu zu orientieren. Das Ziel des Rückbildungskurses ist, die junge Mutter darin zu unterstützen, dass die durch Schwangerschaft und Geburt entstandenen Veränderungen wieder optimal zurückbilden. Wichtig für die Frauen ist zu wissen, wie sie ihren Beckenboden im Alltag entlasten und durch geeignete Techniken unterstützen kann. Dazu gehören Soforthilfen, wie der Hustendreh oder das beckenbodenfreundliche Bücken, Tragen und Heben. (Videos unter www.johannameckl.net). Hier kann auf individuelle Befindlichkeiten reagiert werden. Beispielsweise eine Rektusdiastase, die viele Frauen noch Jahre nach der Entbindung haben, benötigt ein sehr geschultes Bewegungsprogramm. Zu guter Letzt sind die Rückbildungskurse ein wichtiger Treffpunkt, um zusammenzukommen. Die Frauen möchten sich austauschen, auch mal Sorgen loswerden und neue soziale Kontakte knüpfen.
Fazit

Der erste Lebensmonat heißt, das erste Mal außerhalb des Mutterleibs zu leben. Das erste Mal spüren, was es bedeutet, seinen Eltern in dieser Welt zu begegnen. Der Übergang vollzieht sich langsam und sorgt dafür, dass Eltern und Kind sich allmählich besser kennenlernen und die ersten Herausforderungen ab nun gemeinsam meistern.

Quellen / Literatur

Pauen, S. (2006) WAS BABYS DENKEN – Eine Geschichte des ersten Lebensjahres. München: C.H. Beck.

Remo H., Largo: Babyjahre: Entwicklung und Erziehung in den ersten vier Jahren, überarbeitete Neuausgabe, Piper: München/Berlin 2017

Klaus, M.H., Kennell J.H. und Klaus P.H. (1997) Der erste Bund fürs Leben – Die gelungene Eltern-Kind-Bindung und was Mütter und Väter dazu beitragen können. Hamburg: Rowohlt Verlag.

Guóth-Gumberger, M. (2008) Stillen. München: GRÄFE UND UNZER VERLAG.

Nolte, Dr. med. S.H. und Nolden, A. (2013) Das große Buch für Babys erstes Jahr – Das Standardwerk für die ersten 12 Monate. München: GRÄFE UND UNZER VERLAG.

Solter, A.J. (2015) WARUM BABYS WEINEN – Die Gefühle von Kleinkindern. München: Kösel-Verlag.

Hille, K., Evanschitzky, P. und Bauer, A. (2016) Das Kind – Die Entwicklung in den ersten drei Jahren. Psychologie für pädagogische Fachkräfte. Bern/Köln: hep verlag ag.

Lohaus, A. und Vierhaus, M. (2015) Entwicklungspsychologie – des Kindes- und Jugendalters für Bachelor (3. Auflage). Berlin/Heidelberg: Springer Verlag.

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Johanna Meckl
Physiotherapeutin B. Sc. ,
Pilates - Trainerin, Yogalehrerin
und Gesundheitsberaterin