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4 | Kontinent der Babys

4.4 Monat 4: Baby-Entwicklung

Lesezeit: ca. 5 Minuten
Überblick
Wo beginnt meine Welt? Wo hört Sie auf?

Mit dem Mund geht das Baby auf Entdeckungsreise, inspiziert wie ein Detektiv alles, was es in die Fingerchen bekommt. Die Welt begreifen ist das, was es nun am liebsten tut, neben dem intensiven Kontakt zu Mama und Papa natürlich.

Hand-Mund-Koordination

Wenn die Händchen zum Mund wandern, ist das nicht immer unbedingt ein Zeichen von Hunger. Ab dem dritten bis vierten Lebensmonat nimmt das Baby sein Händchen und betastet damit auch gerne einmal die Fingerchen der anderen Hand. Wenn es das Köpfchen zur Seite dreht, kann es bereits seine Hände gezielt in den Mund nehmen. Dies sollte nicht verhindert werden. Es beobachtet seine Hände und versucht immer stetiger zu begreifen, was man mit ihnen alles machen kann.

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Motorische Entwicklung

Die körperlichen Grenzen versuchen Säuglinge schon in den ersten Monaten ihres Lebens zu erforschen. Mit Beinen, Händen und ihrem Mund versuchen sie, Gegenstände, Eltern und sich selbst zu ertasten. Sie erfühlen ihre Umgebung, erkennen, dass es weiche, harte, kalte und heiße Dinge zu finden gibt. Wasser, Haut, Essen – offenbar hat alles seine eigene Qualität. Diese Erfahrungen sind die ersten Schritte für das Baby, um die Vielfalt der Gegenstände und damit zusammenhängend die Verbesserung seiner motorischen Fähigkeiten zu entwickeln. Zu Beginn des vierten Lebensmonates schaffen es viele Babys bereits, ihre Hände zusammenzubringen. Eltern unterstützen diese Entwicklung dadurch, dass sie ihrem Kind die Möglichkeit bieten, verschiedene Dinge zu greifen und dabei unterschiedliche sinnliche Erfahrungen zu machen.

Motivation und Lob

Das Drehen des Bauches auf den Rücken oder umgekehrt kann bereits im vierten Monat zum „Fitnessprogramm“ Ihres Babys gehören. Es ist aufregend zu beobachten, wie der Nachwuchs seinen Körper immer besser kennenlernt und dabei einen kleinen oder großen Entwicklungsschritt nach dem anderen erlebt. Gerne können Sie Ihr Kind auch dazu animieren oder es loben, wenn es wieder eine Drehung auf den Rücken gemeistert hat. Falls Sie den dritten Monat (3 Monat: Baby-Entwicklung) übersprungen haben, finden Sie dort eine Anregung zur gemeinsamen Bewegungsförderung (im Bereich: Motorische Entwicklung)

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Das Zahnen kann bereits im 4. Lebensmonat beginnen

Das sogenannte Zahnen beginnt in aller Regel noch vor dem ersten Zahn. Da das Baby über das Schreien seinem Unwohlsein Ausdruck verleiht, sind die Symptome der sich entwickelnden Zähne nur schwer zu deuten. Kinder unterscheiden sich in ihren Symptomen stark voneinander. Während manche Babys ohne Probleme diese Phase durchstehen, haben andere größere Schmerzen.

Symptome:

  • Die Bäckchen des Babys sind gerötet und heiß.

  • Am Zahnfleisch finden sich Rötungen und Schwellungen.

  • Der Hunger des Babys reduziert sich etwas.

  • Da sich normalerweise zum vierten Monat das Schreiverhalten reduziert, kann es durch die Schmerzen beim Zahnen wieder verstärkt auftreten

In der oralen Phase nehmen Kinder so ziemlich alles in den Mund, was ihnen zur Beruhigung und Erkundung dient. Deshalb kauen sie in der Zahnphase noch verstärkt auf ihren Händen. Bereits bei der Geburt sind die Zahnkrone (die Teile des Zahns, die sichtbar sind) ausgebildet. Schon in der Schwangerschaft, meist zwischen der sechsten und achten Schwangerschaftswoche, bilden sich die Keimanlagen für die späteren Zähne. Wann Ihr Baby die ersten Zähne bekommt, ist nicht vorherzusagen. In den meisten Fällen kommen sie zwischen dem sechsten und achten Lebensmonat. Das Zahnen kann für das Baby sehr unangenehm sein und durch generelles Unwohlsein zu Tränen führen. Manche Kinder zeigen dies durch rote Wangen, häufigeren Stuhlgang oder wunde Stellen. Hat das Kind zu große Schmerzen, bekommt Fieber oder hat stärkeren Durchfall, kann dies auch auf das geschwächte Immunsystem in der Zeit des Zahnens zurückgeführt werden. Dann wäre ein Besuch beim Arzt zu empfehlen, da mit dem Zahnen solche Symptome normalerweise nicht auftreten.

Zuwendung und Trost für zahnende Kinder: Hilfe für zahnende Kinder

  • Manche Baby beruhigen sich etwas, wenn die Zahnleiste leicht massiert wird.

  • Veilchenwurzelstangen aus dem Reformhaus werden als Hilfe angeboten. Vorsicht: Natürliche Veilchenwurzelstangen haben mit bakterieller Verneigung zu kämpfen. Regelmäßiges Auskochen führt zu etwas Abhilfe. Wichtig ist, bei der Verwendung von Veilchenwurzelstangen großen Wert auf die Hygiene zu legen.

  • Genoppte Beißringe (aus Kunststoff): In den Kühlschrank legen – die Beißringe gehören nicht in das Gefrierfach.

  • Manchen Babys hilft ein nasser Waschlappen zum Kauen.

  • Nicht zu empfehlen sind kühle Lebensmittel zum Kauen, ebenso wenig wie Bernsteinketten zur Linderung des Schmerzgefühls (Verschluckungs- und Verletzungsgefahr).

Nähe und Bindungswunsch

Der Kontakt zu den Eltern wird dadurch unterstützt, dass Eltern ihre Kinder, so lange es ihnen möglich ist, bei sich am Körper tragen. Die Mutter ist in den meisten Fällen der wichtigste Bezugspunkt, was auch durch die Stillzeiten beeinflusst ist. Der Körpergeruch der Eltern, aber auch die Stimme sind bereits bekannt und unterscheiden sich von den Stimmen fremder Personen. Einige Kinder zeigen bereits, dass sie diesen Unterschied wahrnehmen, und beginnen zu weinen, wenn sie bemerken, dass jemand anderes als Mama und Papa sie in den Armen hält. Der Geruch, die Tragetechnik und die Stimme können bereits für das Kind Indikatoren sein, um zu bemerken: „Halt! Das ist nicht Mama oder Papa.“

Anregung und Entspannung

Die Aufmerksamkeitsspanne des Kindes erweitert sich und mit ihr wächst auch die Entdeckungslust. Das Baby kann sich bereits für einige Zeit alleine spielerisch gut beschäftigen. Doch nach jeder intensiven Spielrunde, mit oder ohne Eltern, lässt die Müdigkeit nicht lange auf sich warten. Ein Spiel kostet viel Energie, ist aber unverzichtbar für das Baby. Deshalb fordert es häufig nach innigen Spielminuten wieder Ruhe ein oder wird hungrig. Oft können Eltern bereits im vierten Monat die Zeichen gut deuten. Wir haben im ‚Kontinent der Bedürfnisse: Land Bindung und Feingefühl‘ viele hilfreiche Ratschläge für den Umgang mit dem Baby und seinen Signalen.
Wichtig:
Anregung ist wertvoll, doch gelegentlich ist es auch einfach zu viel. Zwar scheint das Baby zu spielen, doch möglicherweise funktioniert gerade etwas nicht so, wie es sich das kleine Wesen vorgestellt hat. Dann scheint „wie aus dem Nichts“ plötzlich Aufregung über das Baby hereinzubrechen. Reichen Sie ihm noch einmal das Spielzeug, falls es sich abwendet, ist das Zeichen genug, um die Reize nun zu reduzieren, das Baby aufzunehmen und zu beruhigen – genug der Spielzeit.
Tipp:
Ihr Kind zeigt Ihnen ganz genau, was es möchte, was ihm Spaß macht und was nicht. Hat Ihr Baby ein Spiel gefunden, ist es nicht zwingend, dass Sie ständig mit eingreifen. Für das Baby ist es auch bedeutsam, selbstständige Erfahrungen zu sammeln im konzentrierten Spiel.
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Spielen im vierten Monat

Das Baby ist offen und aufgeschlossen für die verschiedensten (sicheren) Gegenstände, die es in die Hand und zum Mund führen kann. Die Größe der Gegenstände sollte beachtet werden, sodass es diese nicht verschluckt, da es generell alles zum Mund führen und untersuchen wird. Abseits von Gegenständen, mit denen es sich gerne beschäftigt, liebt es gemeinsame wechselseitige und aufeinander gerichtete Kommunikation und Bewegungsspiele. Generell brauchen Babys auch im vierten Lebensmonat keine Spielzeugflut.

  • Berührspiele und Kitzelspiele, Fingerreime und Kinderlieder

  • Babyrasseln

  • Stoffsäckchen, die Sie mit Schaumstoff, Bohnenkernen, Reis füllen, zum Ertasten verschiedener Materialien

  • Greifring

  • Mobile

Babys zeigen, worauf sie Lust haben und worauf nicht, und können sich bereits in Ruhe für eine gewisse Zeit alleine beschäftigen. Wechseln Sie die Spielzeuge ab, das beugt Langeweile vor. Denn auch Babys können genug von ihrem Spielzeug haben. Dann sollte es ihnen nicht aufgezwungen werden. Falls sie wieder Interesse daran haben, greifen sie danach, wenn Mama und Papa es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal anbieten. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind sicher auf einer Krabbeldecke oder Ähnlichem liegt und sich nicht verletzen kann.

Fazit

Aus diesem Verhältnis zu den Bezugspersonen finden ihre Kinder den Zugang zur Wirklichkeit. Und halten wir uns einmal vor Augen wie vielfältig diese sein kann, stellen wir fest, dass es ein spannender Gedanke ist zu bemerken, dass wir mitverantwortlich für die Denk und Gefühlswelt unserer kleinen Wesen sind. Es ist ein ständiges Wechselspiel zwischen innerem Verlangen zu wachsen und äußeren Einflüssen die uns dabei unterstützen oder hemmen. Viele Eltern mögen dies aufaßen und als große Bürde betrachten, doch ist die Schönheit der Chance nicht das was uns antreiben sollte?

Quellen / Literatur

Pauen, S. (2006) WAS BABYS DENKEN – Eine Geschichte des ersten Lebensjahres. München: C.H. Beck.

Remo H., Largo: Babyjahre: Entwicklung und Erziehung in den ersten vier Jahren, überarbeitete Neuausgabe, Piper: München/Berlin 2017

Klaus, M.H., Kennell J.H. und Klaus P.H. (1997) Der erste Bund fürs Leben – Die gelungene Eltern-Kind-Bindung und was Mütter und Väter dazu beitragen können. Hamburg: Rowohlt Verlag.

Guóth-Gumberger, M. (2008) Stillen. München: GRÄFE UND UNZER VERLAG.

Nolte, Dr. med. S.H. und Nolden, A. (2013) Das große Buch für Babys erstes Jahr – Das Standardwerk für die ersten 12 Monate. München: GRÄFE UND UNZER VERLAG.

Solter, A.J. (2015) WARUM BABYS WEINEN – Die Gefühle von Kleinkindern. München: Kösel-Verlag.

Hille, K., Evanschitzky, P. und Bauer, A. (2016) Das Kind – Die Entwicklung in den ersten drei Jahren. Psychologie für pädagogische Fachkräfte. Bern/Köln: hep verlag ag.

Lohaus, A. und Vierhaus, M. (2015) Entwicklungspsychologie – des Kindes- und Jugendalters für Bachelor (3. Auflage). Berlin/Heidelberg: Springer Verlag.

Sonnleitner
Susanne Sonnleitner
Familylab-Seminarleiterin,
Naturpädagogin,
Familienpflegerin